Die Unternehmer Oliver Schmidt und Thomas König haben aus ihrem Hobby ein Museum in der HafenCity gemacht. Oldtimer und Sportwagen mit Geschichte sind ihr Faible.

Hamburg. Sammeln ist eine Leidenschaft von Thomas König und Oliver Schmidt. Allerdings haben es den beiden Immobilien-Unternehmern nicht etwa Briefmarken oder Bilder angetan – nein, für ihr Hobby brauchen sie mehr Platz: Oldtimer und Sportwagen mit Geschichte sind ihr Faible. Es wurden immer mehr Fahrzeuge, und dann kamen König und Schmidt, die verschwägert sind, auf die Idee, ein eigenes Museum für ihre Liebhaberstücke zu gründen. Damals waren es etwa 40 Fahrzeuge, die in einer Scheune in Wedel standen.

Dem Plan folgten Taten: Vor mehr als fünf Jahren haben sie ihr „Automuseum Prototyp“ an der Shanghaiallee in der HafenCity eröffnet. Der Name ist Programm: „Personen.Kraft.Wagen.“. 2500 Quadratmeter auf drei Ebenen in einem imposanten ehemaligen Fabrikgebäude sind entstanden. Dort werden nicht nur formschöne Fahrzeuge präsentiert, sondern auch das Leben der Konstrukteure und Rennfahrer für die Besucher in Szene gesetzt. „Ein privates Museum für Autos in dieser Größenordnung hat es vorher in Hamburg nicht gegeben. Eigentlich in ganz Deutschland nicht“, sagt Schmidt.

Von der Stadt gab es keinen Cent. Die Kosten für Erwerb und Umbau dürften im zweistelligen Millionenbereich gelegen haben: Die damalige Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) hatte die beiden Autonarren zwar freundlich empfangen, aber für sie hätten Autos nicht viel mit Kultur zu tun gehabt, sagt König mit einem Lächeln. Schmidt betont: „Natürlich haben Oldtimer auch eine kulturelle Bedeutung, denn häufig haben sie und ihre Besitzer eine bewegte Geschichte.“ Deshalb sammeln König und Schmidt nicht einfach nur, sondern interessieren sich für die Hintergründe: „Wir kaufen nicht nur ein altes Auto, uns interessieren auch die historische Facette und die individuellen Schicksale, die mit dem Auto verbunden sind. Das ist häufig eine Herausforderung und erfordert eine akribische Recherche“, sagt Schmidt.

So ist es auch bei ihrem neuen Schatz: „Wir lassen gerade in Düsseldorf einen Porsche 356 aufwendig restaurieren. Das ist nach unseren bisherigen Nachforschungen der wohl älteste noch erhaltene Porsche, der als Nummer 6 in Stuttgart-Zuffenhausen damals, 1950, vom Band gelaufen ist“, sagt Schmidt. Wenn die beiden Hamburger von diesem Schmuckstück schwärmen, ist die Leidenschaft spürbar: „Diese Rarität stand wohl 30 Jahre auf einem illegalen Schrottplatz bei Bremen“, sagt König. Erst als die Behörden den Autofriedhof entdeckten und den Besitzer aufforderten, die alten Fahrzeuge zu entsorgen, wurde der beauftragte Entrümpler auf das wertvolle Auto aufmerksam: „Er hat uns den Porsche angeboten und wohl vorab gründlich die Fachliteratur studiert“, sagt König. Das Besondere: „Wir haben aus der gleichen Baureihe die Nummer 47 und dachten, dieses Auto wäre schon das älteste. Es folgten zähe Verhandlungen und für den Entrümpler das Geschäft seines Lebens“, ergänzt Schmidt. Für den Liebhaber-Porsche dürfte wohl inklusive Restaurierung eine sechsstellige Summe fällig werden. „Oldtimer werden heute immer häufiger als Geldanlage genommen. Aber das war nie unser Anlass zum Sammeln. Uns faszinieren Autos und ihre Geschichte“, sagt König.

Das Museum hat 50.000 Besucher jährlich und schreibt schwarze Zahlen

Die ersten Porsche aus der 356er Baureihe haben sich die beiden mit Nebenjobs schon während des Studiums finanziert. Diese Marke ließ sie nie wieder los: „Diese Automobile sind vom Design her und in ihrer Leistungsfähigkeit einfach einzigartig und haben gleichzeitig völlig unterschiedliche Facetten“, sagt König. Inzwischen dürften die beiden – die ihr Geld auch mit der Vermietung von Event-Locations im gleichen Gebäude verdienen – eine der größten Sammlungen in Deutschland haben. Deshalb freuen sich König und Schmidt, dass sie zum Jubiläum „50 Jahre Porsche 911“ noch bis zum 16. März 2014 eine Sonderausstellung präsentieren können – teilweise mit Leihgaben des Porsche Museums Stuttgart. Überhaupt sind sie mit der Entwicklung ihres Museums zufrieden: „Im vergangenen Jahr hatten wir rund 50.000 zahlende Besucher. Unser Haus trägt sich, wir schreiben schwarze Zahlen“, sagt Schmidt.

Im Automuseum werde den Besuchern die Faszination Automobil umfassend vermittelt, so Schmidt. Neben den Exponaten der Dauerausstellung gibt es die gläserne Werkstatt, das Kino mit Sequenzen historischer Rennberichte und wechselnde Fotoausstellungen. Zu jedem der Autos gehört auch eine kleine Beschreibung mit Fakten und Anekdoten aus dem Leben der Auto-Begeisterten. „Erst durch Geschichten wird Geschichte lebendig“, sagt König. In diesem Zusammenhang muss auch ein weiteres Unikat erwähnt werden: der stromlinienförmige Rekordwagen von Rennsportlegende Petermax Müller im Originalzustand aus dem Jahre 1948. Mit diesem silbernen Rennwagen hat der 2002 verstorbene Hannoveraner acht Weltrekorde aufgestellt. Auch hierzu gibt es eine Geschichte: „Wir haben seine Witwe Ilse Müller kennengelernt und mit ihr über das bewegte Leben ihres Mannes gesprochen. Daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt.“ Irgendwann habe die Witwe dann erzählt, dass es diesen Rekordwagen tatsächlich noch gibt. Die beiden Hamburger haben ihr das Auto – es stand in einem Museum in Wolfsburg – abgekauft.

Die Sammelleidenschaft der beiden Museumsgründer führt sie zu unterschiedlichsten Orten auf der ganzen Welt: „Wenn wir ein interessantes Fahrzeug angeboten bekommen, dann reisen wir dorthin, auch wenn es weit ist“, sagt König. Gelegentlich sogar mit ihren eigenen Fahrzeugen: Letztens haben die beiden einen ihrer historischen Porsche zu einer großen Ausstellung nach North Carolina in den USA ausgeliehen und wurden gleich mit eingeflogen.

Eigentlich könnten sich König und Schmidt zufrieden zurücklehnen. Aber die Sammelleidenschaft lässt sie nicht los: „Wenn wir etwas Schönes entdecken, dann greifen wir zu“, sagt König. Viel Platz für Neuerwerbungen ist allerdings nicht mehr. Aber es gibt schon Pläne für einen Anbau. Denn Sammeln kennt für die beiden keine Grenzen.