Die Genossenschaft vhv will ihr historisches Backsteinensemble in Hamm unbedingt abreißen. Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion findet den Vorgang „unglaublich“.

Hamburg. Der Kampf um das historische Backsteinensemble Elisa spitzt sich zu. Anfang der Woche kamen die ersten Verwertungskündigungen: 19 der bis heute nur noch 35 verbliebenen Mietparteien sollen – je nach Dauer ihrer Mietverhältnisse – bis zum 31. Januar oder 30. April 2014 ihre Wohnungen am Chapeaurougeweg räumen. Der Abriss des historisch wertvollen Backsteinpalais am Hammer Park scheint besiegelt. Denn die Vereinigte Hamburger Wohnungsgenossenschaft (vhw), setzt aus Rentabilitätsgründen nicht auf Sanierung, sondern auf einen Neubau. Mieter berichten, dass seit 2008 nur „absolut notwendige“ Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt würden. Frei gewordene Wohnungen (durchschnittlich 4,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter) blieben leer, würden weder beheizt noch gelüftet.

Die Mieterinitiative „Rettet Elisa“ prangert nicht nur den offenbar absichtlichen Leerstand, sondern auch die „Salamitaktik“ der vhw an, die „einen Keil zwischen die Mietparteien zu treiben versucht“. So gingen die aktuellen Kündigungen nur an diejenigen Mieter, die sich öffentlich für den Erhalt des Mietshauses engagierten, jedoch nicht an die Bewohner im Rentenalter.

Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion, Olaf Duge, findet den Vorgang „unglaublich“: „Gemeinsam wurden wirtschaftlich darstellbare Konzepte zur Sanierung erstellt und erarbeitet. Doch nun kündigt die vhw den Mietern entgegen früherer Zusagen!“ Duge glaubt, dass der staatlich geförderte Neubau die „finanzielle Schieflage der Genossenschaft“ geraderücken soll. Hinter vorgehaltener Hand kritisieren inzwischen auch Vorstände anderer Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften das Vorgehen der vhw als „schlechtes Beispiel für die gesamte Branche“. „Dem vhw-Vorstand sind anscheinend alle Mittel bis hin zur offenen Drangsalierung recht“, sagt Duge.

Darüber hinaus wirft die Mieterinitiative der vhw vor, zu wenige Ersatzwohnungen vorzuhalten. Deren Vorstandsvorsitzender Marco Hahn widerspricht: „Allein in Hamm besitzt die vhw rund 1.300 Wohnungen. Jede gekündigte Wohnung wird zunächst exklusiv den Bewohnern der betroffenen Wohnanlage angeboten. Inzwischen konnten mehr als 60% der ehemaligen Bewohner mit Ersatzwohnraum versorgt werden“, sagte er kürzlich dem Abendblatt. Er sehe die Planung nicht gefährdet: Ende August will die vhw den Neubauentwurf vorstellen, der 130 Wohneinheiten vorsieht. Ob es jedoch beim anvisierten Baubeginn 2014 bleibt, ist ungewiss: Die Mieterinitiative kündigte bereits an, „bis zum letzten Backstein“ für den Erhalt ihrer Heimat zu kämpfen.