Islamische Gemeinde Wilhelmsburg will Gebäude an der Rotenhäuser Straße als Begegnungsort nutzen. Grüne und SPD begrüßen Umzug.

Wilhelmsburg. Der Supermarkt am Ende der Rotenhäuser Straße steht seit Jahren leer. Discounter haben hier ihr Glück versucht, doch lange blieb keiner an diesem Standort. Doch jetzt soll das triste, einstöckige Gebäude belebt werden. Die Islamische Gemeinde Wilhelmsburg will hier einziehen und eine Moschee - der Gebetsraum soll 270 Quadratmeter messen - samt Gemeindezentrum eröffnen. Auch ein Reisebüro, ein kleiner Lebensmittelladen und eine Teestube sind geplant.

Eigentümer der Immobilie ist seit Ende vergangenen Jahres das Bündnis der Islamischen Gemeinden in Norddeutschland (BIG): "Wir werden in den neuen Räumen einen Ort der Begegnung für die Gemeindemitglieder schaffen. Der Standort ist ideal, hier haben wir nicht nur rund 2000 Quadratmeter Nutzfläche, sondern auch ausreichend Parkplätze", sagt Ahmet Yazici, Zweiter Vorsitzender der BIG Norddeutschland. Die Frauengruppe der Gemeinde werde sich hier treffen, die Jugendlichen zum Islamunterricht gehen, so Yazici weiter. Seit 1993 ist die Gemeinde mit ihrer Aya-Sofya-Moschee in einem Hinterhof am Vogelhüttendeich in Wilhelmsburg beheimatet: "Aber dort gibt es so gut wie keine Parkplätze, bei der Anfahrt der Gemeindemitglieder kam es immer wieder zu Verkehrsbehinderungen. Außerdem reicht der Platz hier nicht mehr aus", sagt Yazici.

Mit den Umbauarbeiten soll in Kürze begonnen werden. Beim zuständigen Bezirksamt Mitte hat die BIG bereits einen Antrag auf Nutzungsänderung für das Gebäude eingereicht: "Wir würden gerne bis Herbst mit dem Umbau fertig sein", sagt Yazici. Aus dem Bezirksamt heißt es dazu: "Der Antrag ist eingegangen und wird zurzeit geprüft", so Sprecherin Sorina Weiland.

Auch mit den Nachbarn und der Bezirkspolitik habe man schon das Gespräch gesucht, sagt Yazici. Die Einrichtung des Gemeindezentrums sei ein Gewinn für die Gegend, so der Vizevorsitzende. Die Immobilie solle von außen hell und freundlich gestaltet werden. Yazici ist wichtig: "Hier ist jeder willkommen, und dementsprechend einladend werden wir das Haus herrichten."

Doch Jörn Frommann, Fraktionschef der CDU in der Bezirksversammlung Mitte, übt Kritik: "Grundsätzlich ist es begrüßenswert, wenn Moscheen aus ihren Hinterhofsituationen rauskommen. Städtebaulich und inhaltlich ist es an dieser Stelle jedoch kontraproduktiv, da die bisherigen Überlegungen davon ausgingen, diesen Bereich Wohnnutzungen zuzuführen." Das hätte die Stadt umsetzen können, wenn sie von ihrem Vorkaufsrecht für das Grundstück Gebrauch gemacht hätte, so Frommann weiter. Der Wilhelmsburger CDU-Politiker, der bis 2011 auch der Hamburgischen Bürgerschaft angehörte, sorgt sich auch um die Nachbarschaft: "Nun ist darauf hinzuwirken, dass die Belastungen für die Anwohner möglichst gering gehalten werden." Unterdessen fordert Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg: "Wichtig ist ein enger Dialog mit der Bevölkerung vor Ort. So können mögliche Vorbehalte schnell abgebaut werden und Anregungen aus dem Stadtteil in die Planung einfließen." Den Umzug sieht Michael Osterburg generell positiv: "Das ist ein besseres Umfeld für eine Moschee als am Vogelhüttendeich."

Auch die SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung Mitte begrüßt den Umzug an die Rotenhäuser Straße: "Der bisherige Standort der Gemeinde am Vogelhüttendeich war viel zu klein, und es gab nicht genügend Parkplätze. Besonders aber freut uns, dass die Gemeinde das Areal um den lange leer stehenden Supermarkt neu belebt und die Anwohner bei der äußeren Gestaltung mit einbeziehen möchte", sagt der Fraktionsvorsitzende Falko Droßmann.