Hamburg-Mitte

Demonstration gegen Scheeles Kürzungspläne

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Rund 50 Sozialpädagogen und Sozialarbeiter demonstrierten in der Hamburger City gegen Kürzungspläne in der offenen Kinder- und Jugendarbeit.

„Finger weg!“ und „Offene Kinder- und Jugendarbeit bleibt!“ stand auf den Transparenten, die die etwa 50 Sozialpädagogen und Straßensozialarbeiter gestern im Feierabendverkehr an der Lombardsbrücke entrollten. Sie waren aus den Jugendzentren des Bezirks Wandsbek gekommen, um gegen die Kürzungen zu Felde zu ziehen, die Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) im Etat für 2013/14 plant. Hamburgweit sind es 3,5 Millionen Euro, die in der offenen Kinder- und Jugendarbeit gestrichen werden sollen. Die offenen Einrichtungen, in denen jeder, der jünger als 18 Jahre alt ist, kommen und gehen kann wie er will, sollen zugunsten verbindlicher Hilfsangebote heruntergefahren werden. Betroffen wären vor allem die Jugendzentren, Bauspielplätze und die Straßensozialarbeit.

„Das ist kurzsichtig und falsch“, sagt Jörn Stronkowski vom Jugendzentrum „Startloch“ in Rahlstedt. Sabine Kümmerle vom „Alternativen Wohlfahrtsverband SOAL“: „Die Kürzungen entsprechen weder der Realität an den Schulen noch den Bedarfen in den Stadtteilen.“ Das ursprüngliche Konzept sah vor, dass die verbindlichen Hilfsangebote bloß ergänzend zu offenen Angeboten hinzukommen. Das ist der Stadt aber zu teuer.

Die Behörde argumentiert nun, dass mit der Einführung der Ganztagssschule und gezielten Hilfsangeboten, die nicht offen sind für jedermann sondern verbindlich für gemeldete Teilnehmer, den sozialen Schieflagen erfolgreich begegnet werden könne. In diese neuen „sozialräumlichen Hilfen und Angebote“ (SHA) investiert die Behörde hamburgweit rund 12 Millionen Euro, die zum Teil gegenfinanziert werden mit Kürzungen bei der offenen Arbeit.

Die Pädagogen halten dagegen, dass die offene Kinder- und Jugendarbeit zwischen 15 und 21 Uhr ihren Schwerpunkt hat, Ganztagsschule aber schon um 16 Uhr zu Ende ist. Außerdem ist die Ganztagsschule nur für Schüler da, nicht auch für Auszubildende, Praktikanten und Arbeitsuchende. Für Gymnasien und Stadtteilschulen ist die Ganztagsbetreuung auch noch längst nicht flächendeckend eingeführt. Die Pädagogen glauben, dass die offenen Angebote nötig sind, um überhaupt Bedarfe für verbindliche Hilfsangebote ermitteln zu können. „Wer seine potentiellen Kunden nicht kennt, weiß auch nicht, was sie brauchen könnten“, sagt Stronkowski.

Auch das Argument von der Finanznot lassen die Sozialarbeiter und -pädagogen nicht gelten: Es würden nur andere Prioritäten gesetzt, hieß es mit Hinweis auf die HSH Nordbank und die Elbphilharmonie.

Die SHA-Maßnahmen werden mit einem Berichtswesen verbunden und wesentlich stärker von der Sozialbehörde gesteuert als die bestehende Jugendarbeit. Sie wird von den Jugendhilfeausschüssen und den Bezirksämtern kontrolliert. Im Dezember soll die Bürgerschaft den Etat beschließen.

( axö )