Kammerzentrale am Holstenwall und Seniorenwohnpark sollen modernisiert werden. Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft.

Hamburg. Nach einer guten Geschäfts- und Beitragsentwicklung 2011 und der Rückkehr in die schwarzen Zahlen plant die Hamburger Handwerkskammer für die kommenden Jahre Investitionen in Millionenhöhe. Zwischen neun und elf Millionen Euro sollen von 2015 an in die Modernisierung und Umgestaltung der Kammerzentrale am Holstenwall, des sogenannten Gewerbehauses, fließen. "Das Gebäude ist nicht akut sanierungsbedürftig, soll aber Stück für Stück an die Bedürfnisse der heutigen Zeit angepasst werden", sagt Kammerpräsident Josef Katzer.

Der imposante, vor rund 100 Jahren von Fritz Schumacher errichtete Backsteinbau hat über die Jahre hinweg einiges an Patina angesetzt und soll nun ein wenig heller und freundlicher gestaltet werden, ohne dabei die architektonische Grundsubstanz anzutasten. Zudem steht die Erneuerung von technischen Leitungen und Sanitäranlagen an. "Wir hoffen dabei auch auf die Unterstützung einzelner Handwerker und Innungen, die das Gewerbehaus als ihr eigenes Gebäude begreifen sollen", sagt der Präsident. Unter anderem sucht die Kammer derzeit nach Sponsoren für die Wiederherstellung der historischen Fensterfront im Großen Saal des Gebäudes, die früher Vertreter der einzelnen Handwerksberufe zeigte, während des Zweiten Weltkriegs aber zerstört wurde.

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Bereits im kommenden Jahr will die Kammer die Modernisierung des eigenen Seniorenwohnparks in Langenhorn in Angriff nehmen, in dem pensionierte Handwerker ihren Lebensabend verbringen können. Etwa acht Millionen Euro wird der Umbau dieser Anlage mit rund 180 Wohnungen verschlingen, wobei die Kosten vor allem durch eine kräftige Mieterhöhung wieder hereinkommen sollen. So sollen die Mieten von vergleichsweise günstigen 4,20 Euro pro Quadratmeter auf etwa sechs Euro ansteigen, wie der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Frank Glücklich, sagte. "Dafür bekommen die Bewohner aber auch komplett erneuerte Wohnungen, die sich technisch auf dem neuesten Stand befinden."

Insgesamt hat sich die finanzielle Lage der Kammer im vergangenen Jahr deutlich verbessert. Musste die Dachorganisation von rund 15 400 Hamburger Handwerkern 2010 noch einen Jahresfehlbetrag von fast 714 000 Euro ausweisen, erwirtschaftete die Kammer 2011 einen Überschuss von fast 83 000 Euro. Verantwortlich dafür waren auf der einen Seite zusätzliche Kammerbeiträge, die Mitgliedsbetriebe wegen einer besonders guten Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre nachzahlen mussten.

Darüber hinaus fielen die Altlasten im Zusammenhang mit dem Bau des Weiterbildungszentrums Elbcampus geringer aus als zunächst befürchtet. So musste die Kammer weniger Geld für die Behebung von Baumängeln ausgeben, da mit einer Reihe von Betrieben eine Einigung in noch ausstehenden Rechtsstreitigkeiten erzielt werden konnte. Einige Verfahren sind allerdings noch immer anhängig. Mit Gesamtkosten in Höhe von 56 Millionen Euro ist das Prestigeprojekt in Harburg rund zehn bis 15 Prozent teurer geworden als ursprünglich veranschlagt.

Kaum vorangekommen ist Präsident Katzer mit dem geplanten Abbau anderer Altlasten. So belaufen sich die Rückstellungen für Pensionen nach wie vor auf rund 16 Millionen Euro. Der Präsident versprach allerdings, diese mittelfristig zurückzuführen.

Deutlich besser als im Vorjahr stellt sich die Entwicklung auf der Vermögensseite dar. Wies die Kammer 2010 noch einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von knapp 2,3 Millionen Euro aus, so steht in der Bilanz nun eine Eigenkapitalsumme von gut sechs Millionen Euro. Dies erklärt sich allerdings vor allem durch die Einbeziehung des kammereigenen Seniorenwohnparks, dessen Wert im Vorjahr noch nicht in der Bilanz auftauchte.

Seit 2010 werden die Bücher in der Handwerkskammer nicht mehr nach dem Prinzip der in der öffentlichen Verwaltung üblichen Kameralistik, sondern nach Doppik geführt. Diese Umstellung auf die doppelte Buchführung hat erst eine Reihe von versteckten Altlasten wie etwa die Pensionsrückstellungen zu Tage gefördert und war dadurch auch mitverantwortlich für die roten Zahlen, die die Kammer 2010 ausweisen musste. "Das System ist aber deutlich transparenter als das alte Verfahren und gibt uns einen viel besseren Überblick über die reale finanzielle Lage", sagt Katzer.

Für 2012 erwartet der Präsident erneut ein leicht positives Ergebnis oder zumindest eine schwarze Null. Ob dies angesichts der hohen Investitionen in den kommenden Jahren allerdings ebenfalls gelingen wird, darauf wollte sich Katzer noch nicht festlegen.

Höhere Kammerbeiträge zur Finanzierung der Modernisierung des Gewerbehauses schließt er in jedem Fall aus. Die Beiträge sollen wie in den Vorjahren nur im Rahmen der Inflation angehoben werden. Eine Entscheidung darüber wird die Vollversammlung der Kammer Ende des Jahres fällen.