Herlind Gundelach, ehemalige Chefin der Umweltbehörde, stellt bei einer Radtour ihre Lieblingsplätze auf der Elbinsel vor.

Hamburg. Die klare Luft ermöglicht einen weiten Blick über Hamburg. Oben auf dem 40 Meter hohen Müllberg Georgswerder angekommen, ist das Erstaunen in der Gruppe, die exklusiv den Berg erklimmen darf, groß. "Guck mal: die Hochhäuser der Mundsburg", ruft eine Frau. "Gigantisch! Man erkennt, welche interessanten Strukturen Wilhelmsburg hat", sagt Rolf Mertmann aus Sasel, der extra ein Fernglas mitgebracht hat. Mit der hoch gerüsteten Windkraftanlage wird die alte Deponie jetzt auch "Energieberg" genannt und soll im kommenden Jahr mit einem 3,5 Millionen Euro teuren Rundweg für die Öffentlichkeit als Attraktion freigegeben werden.

"Von hier kann man gut erkennen, dass Wilhelmsburg eine grüne Insel ist. Überall stehen Bäume", erklärt Hamburgs ehemalige Umweltsenatorin Herlind Gundelach (CDU), die zu einer Radtour über die Elbinsel eingeladen hat und sich sofort als glühende Anwältin ihrer neuen Heimat entpuppt, in der sie seit sieben Jahren wohnt.

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Herlind Gundelach fährt sehr flott tretend ein 25 Jahre altes Dreigangrad namens "Enik" und führt die Gruppe der 36 Radler an. Die meisten von ihnen haben sehr aufwendig ausgestattete neue Räder; häufig sieht man wesentlich größere Nabenschaltungen und Packtaschen, die auf Radwanderer schließen lassen. Entgegenkommende Radler und Fußgänger grüßt Herlind Gundelach.

Die Tour für vier Euro wurde von der Internationalen Bauausstellung als "IBA-Tandem-Tour" organisiert. Sie führt zu den Lieblingsorten der Ex-Senatorin ins Grüne: zu einem Seitenarm der Dove Elbe, zur Windmühle Johanna, ins Naturschutzgebiet Heuckenlock bis hin zur Bunthausspitze. Mit von der Partie ist IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg, der Wilhelmsburg für "eines der größten Themen Hamburgs" hält und sagt: "Als Stadtumbaufläche hat es große Potenziale, denn die Leute wollen heute wieder in die Stadt."

Die Teilnehmer sind nicht nur fachkundige Radler, sondern auch an Stadtentwicklung interessiert. "Wir haben diese schöne Radtour im Internet unter dem Architektursommer entdeckt und gebucht", sagt Helmut Hagge, der mit seiner Frau Petra Klein aus Volksdorf gekommen ist. Die meisten Teilnehmer kommen aus dem Norden oder Westen Hamburgs. "Bei den fünf vorherigen Tandem-Touren waren kaum Wilhelmsburger dabei", sagt Uli Hellweg. "Die kennen alle ihr schönes Quartier und sitzen wohl jetzt in der Sonne." Nach fünf Kilometern wird es dann bei Kaffee und Kuchen richtig gemütlich im Wilhelmsburger Fährhaus Zum Anleger, das direkt am Ufer des Ernst-August-Kanals liegt. Lauschig und schattig liegt die lang gezogene Anlage unter Bäumen. Die Teilnehmer wundern sich, "dass der Kuchen und so viel Kaffee in vier Euro drin" sind, beklatschen den Wirt Quasim Dreshaj für den Kuchen. Und hören einen Superlativ von Herlind Gundelach: "Es ist der schönste Biergarten Hamburgs. Ich komme gern her und trinke hier stilgerecht ein Weizenbier."

Etliche unangemeldete Radler konnten nicht teilnehmen. Unter ihnen der SPD-Bezirksabgeordnete Klaus Lübke, der sagt: "So einen Zuspruch hätte ich nicht erwartet." Uli Hellweg versprach, die Organisation so zu verändern, dass auch größere Gruppen die IBA-Tandem-Tour machen können, die Hellweg mit immer anderen Wilhelmsburg-Kennern anbietet.