Von Senator Rabe ausgezeichnete Schüler müssen mit ihren Eltern zurück nach Serbien. In Serbien muss die Familie Diskriminierung fürchten.

Hamburg. Vor wenigen Tagen noch wurden Selenora Racipovic und ihr Bruder Usko von Schulsenator Ties Rabe, SPD, für ihre besonderen Leistungen zur Integration ausgezeichnet. Eine Ehrung, mit der die Teenager nicht viel anfangen können: Sie sollen an diesem Sonnabend schon mit ihrer Familie nach Serbien abgeschoben werden. Geht man nur nach den Paragrafen, ist die Abschiebung rechtens. Aber menschlich gesehen erscheint es den Freunden, Eltern und Mitschülern von Selenora und Usko unverständlich, dass eine Familie, die sich um Integration bemüht, zurückmuss in eine ungewisse Zukunft. Am Donnerstag haben sich viele von ihnen in der Sporthalle der Gesamtschule Mümmelmannsberg versammelt, um ein Zeichen zu setzen gegen die Abschiebung und für Integration. "Sie beherrschen die Sprache und haben sich integriert", sagt Birgit Sokolowski, Leiterin der Elternschule. Bonita, Selenoras 19-jährige Schwester, engagiert sich seit sieben Monaten ehrenamtlich in der Elternschule. Im August wollte sie ihre Ausbildung zur Friseurin in Eppendorf beginnen. Der BruderUsko spielt Saxofon. Da er musikalisch hochbegabt ist, hat er ein Stipendium für die Jugendmusikschule erhalten.

Geht es zurück nach Serbien, müssen die 16-jährige Selenora, Bonita,Usko, 15, und ihre Eltern Boban, 42, und Slobodanka, 41, Diskriminierung fürchten - die Familienangehörigen sind Roma. "Und das heißt in Serbien, dass wir keinerlei Rechte haben. Männer dürfen mich anfassen, mein Vater und mein Bruder dürfen nicht arbeiten und müssen wieder als Straßenmusiker Geld verdienen", sagt Selenora in nahezu perfektem Deutsch. In 29 Monaten hat sie die Sprache gelernt. Sie besucht die 8. Klasse der Gesamtschule Mümmelmannsberg und hat sehr gute Noten. Dass sie in Serbien weiterhin zur Schule gehen kann, ist unwahrscheinlich. "Uns Roma ist gar nichts erlaubt. Auf weiterführende Schulen dürfen wir nicht", sagt das Mädchen mit den großen Augen. Sie werden dort massiv diskriminiert und in Elendssiedlungen leben müssen. Die Familie Racipovic war vor eineinhalb Jahren nach Deutschland gekommen, weil Vater Boban an Krebs erkrankt war und in Serbien nicht behandelt werden konnte. Sie wurde geduldet. Weil der Vater nun als geheilt gilt, muss die Familie zurück. Ein Asylantrag wurde abgelehnt. Petitionen an den Eingabenausschuss der Bürgerschaft u. a. von der Elternschule Mümmelmannsberg und der Staatlichen Jugendmusikschule wurden zurückgewiesen, auch dieHärtefallkommission lehnte ab.