Das Mobile Einsatzkommando nimmt Verdächtige auf der Damentoilette des Cafe Keese fest - nach knapp vier Stunden Nervenkrieg.

Hamburg. Nach der Tat verschanzten sie sich auf der Damentoilette des weltberühmten Café Keese: Vier schwer bewaffnete Männer haben in der Nacht zum Gründonnerstag auf dem Kiez das unscheinbare Café 5 überfallen, einen Gast erstochen und dessen Verwandte angeschossen. Während der Suche nach ihnen wurden Teile der in dieser Nacht reichlich frequentierten Amüsiermeile gesperrt. Das Mobile Einsatzkommando überwältigte die Täter nach knapp vier Stunden Nervenkrieg.

Als Milieutat will die Polizei die tödliche Attacke auf Xhevdet H., 44, nicht verstanden wissen. Vielmehr handele es sich vermutlich um eine "private Auseinandersetzung", wie Sprecher Mirko Streiber sagt. Drei der Verdächtigen wie auch das Opfer und dessen angeschossene Verwandte Nezlije H., 31, die von einer Pistolenkugel am Arm getroffen wurde, stammen aus dem Kosovo. Die Männer kannten sich - auch, weil sie bereits im März tätlich aneinandergeraten waren. Die Art und Weise, in der die Täter vorgingen, gleicht jedoch der eines Rollkommandos: Nur wenig getarnt stürmten sie am frühen Donnerstag gegen 0.30 Uhr in das kleine Café an der Hein-Hoyer-Straße, in dem H. saß. Sie schossen auf dessen Begleiterin, stachen mehrfach mit Messern auf den 44-Jährigen ein. Danach rannten sie vor den Augen zahlreicher Kiezbesucher in Richtung Seilerstraße davon. Während Augenzeugen die Polizei riefen, flüchteten die dunkel gekleideten Täter in einen Seiteneingang des Cafe Keese. Notärzte kämpften noch im Café 5 um das Leben des 44-Jährigen. Nezlije H. wurde zunächst auf dem Gehweg behandelt, dann ins Krankenhaus gebracht. Ihre Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich.

Das verwinkelte Gebäude gehört der aus dem Kosovo stammenden Familie Osmani. Sie unterhält dort auch ein Büro. Auch die Disco Tunnel ist im betreffenden Gebäude. Da zunächst nicht klar war, wo genau sich die Verdächtigen versteckten, ließ die Einsatzleitung der Polizei das Gebäude von allen Seiten sichern und die Straßen sperren. Nach mehr als drei Stunden spürten MEK-Beamte die Verdächtigen auf. Sie brachten sie aus dem Gebäude in die schräg gegenüberliegende Davidwache, von wo sie später in die U-Haftanstalt weitergefahren wurden. Bis Freitagnachmittag hatten sie zu der Tat jede Aussage verweigert.

Ob die Osteuropäer, die offenbar über Kenntnisse der Gegebenheiten im Cafe Keese verfügten, auch Bekannte der Hauseigentümer oder Pächter sind, ist laut Polizei noch unklar. Die Mordkommission ermittelt.