HafenCity biete dafür gute Gelegenheit. Erinnerung an Reederin Lucy Borchard? Auch Netzwerk HafenCity wünscht mehr weibliche Straßennamen.

Hamburg. Für die einen sind Mahatma-Gandhi-Klappbrücke, Dar-es-Salaam-Platz oder Hiroshima-Straße ein Zeichen für Internationalität,anderen sind solche Namen zu exotisch: Die Diskussion um die Straßennamen in der HafenCity geht weiter. Jetzt wird der Ruf nach einer Frauenquote bei der Benennung von Straßen laut.

Dipanker Sinha-Roy ist irritiert. Vor Jahren hatte der gebürtige Inder vom Mahatma Gandhi Memorial Committee Unterschriften für eine Mahatma-Gandhi-Straße gesammelt. 9500 Hamburger haben unterschrieben, wollen so an den indischen Unabhängigkeitskämpfer erinnern. Die HafenCity-Bewohner aber wollen diesen Namen nicht. "Die HafenCity ist kein Dorf, sondern ein prominenter, internationaler Ort in Hamburg. Mahatma Gandhi gehört zur HafenCity, er gehört zur Welt", sagt Herr Sinha-Roy. Doch es geht in der Diskussion gar nicht mehr nur um die Exotik der Straßennamen. Es geht auch um die fehlende Würdigung von Frauen: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Es müssen mehr Straßen in Hamburg nach Frauen benannt werden", sagt die Historikerin Rita Bake. Sie fordert daher eine Frauenquote bei Straßenbenennungen. Gerade die HafenCity biete dafür eine gute Gelegenheit. Ihr Vorschlag: Statt Hiroshima-Straße könne die geplante Straße am Lohsepark nach der Reederin Lucy Borchard benannt werden. Lucy Borchard (1877-1969) war Eigentümerin der 1905 in Hamburg gegründeten Fairplay Schleppdampfschiffs-Reederei.

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Auch die Anwohner vom Netzwerk HafenCity wünschen sich mehr weibliche Straßennamen. Conceicao Feist von der Initiative: "Wir können uns vorstellen, Straßen nach Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts zu benennen." Im Gespräch sind Theaterintendantin Gerda Gmelin (1919-2003) oder Tanzpädagogin Lola Rogge (1908-1990). Die Chancen, mehr Frauennamen auf Straßenschildern zu sehen, stehen gut: "Auch die Kulturbehörde möchte, dass mehr Frauen berücksichtigt werden. Daher sucht die Behörde das Gespräch mit den Bezirken, damit diese bei ihren Vorschlägen zur Benennung von Straßen vermehrt Frauen berücksichtigen", heißt es aus der Kulturbehörde. Deren Sprecher, Enno Isermann, stellt zudem klar, dass - anders, als es häufig dargestellt wird - auch der Vorschlag, die Straße am Lohsepark Hiroshima-Straße zu nennen, gemeinsam mit dem Bezirk entstanden sei.