Empfang zum 101. Internationalen Frauentag. 240 Besucherinnen im Rathaus. Ungerechtigkeiten in Bezahlung der Geschlechter.

Altstadt. Manche finden den Internationalen Frauentag altbacken. Und auch das Wort Feminismus hat nicht das beste Image. Doch dass dieser Tag wichtig ist, um immer wieder auf die Ungerechtigkeiten in der Bezahlung von Mann und Frau und auf die fehlende Gleichstellung der Geschlechter hinzuweisen, wurde beim Senatsempfang zum 101. Internationalen Frauentag gestern deutlich.

"Feminismus bedeutet, dass man sich für die Belange von Frauen einsetzt", sagt Rita Bake. Und das sei nach wie vor wichtig. Zu groß seien immer noch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die stellvertretende Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg war eine der 240 Besucherinnen des Senatsempfangs. "Wir brauchen eine verbindliche Mindestquote", forderte Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD).

Sie hat die "Berliner Erklärung" unterzeichnet, mit der eine Gruppe von Politikerinnen eine gesetzliche Mindestquote von 30 Prozent für Frauen in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen fordert.

+++ Frauenquote: Hamburg hat das weiblichste Parlament +++

+++ Unabhängig wie nie +++

"Warum zum Beispiel werden Verkäuferinnen oder Friseurinnen schlechter bezahlt als Handwerksberufe wie Tischler?", fragt sich Rita Bake. Das seien genau die Berufe, die sich viele der Mädchen aussuchen, mit denen Evin Kandemir im Mädchentreff Dolle Deerns in Lohbrügge zusammenarbeitet. "Es ist schwer, ein Bewusstsein für die Belange von Mädchen zu entwickeln", sagt die Sozialpädagogin.

Denn: "Viele Mädchen belächeln diesen Tag, weil sie denken, sonst eine Opferrolle anzunehmen", sagt die 36-Jährige. Sie kann es täglich beobachten, dass Mädchen trotz aller Fortschritte beim Thema Gleichberechtigung und Chancengleichheit benachteiligt sind: "In der Schule werden die ruhigen Mädchen häufig übersehen. Jungs, die laut sind und den Unterricht stören, bekommen häufig mehr Aufmerksamkeit."

Der internationale Frauentag sei eine gute Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf Frauen und ihre Gleichstellung innerhalb der Gesellschaft zu lenken, sagt Heike Rupp. Die 54-Jährige ist Leiterin des Mädchentreffs im Schanzenviertel. Dabei denkt Heike Rupp nicht nur an die Frauen in Deutschland. "Viele Frauen in anderen Ländern haben jeden Tag mit Ungerechtigkeiten zu kämpfen."

Um Unterstützung warben Verkäuferinnen der insolventen Drogeriekette Schlecker am Nachmittag mit einem Demonstrationszug über die Mönckebergstraße.