Große Sonderausstellung eröffnet: Das Hamburgmuseum zeigt Ton- und Filmaufnahmen von der verheerenden Katastrophe vor 50 Jahren.

Hamburg. Wenn man wissen möchte, wie sich Altbundeskanzler Schmidt an die dramatischen Stunden der Sturmflut 1962 erinnert - dann sollte man ihm am besten selbst zuhören: im Museum für Hamburgische Geschichte. Dort ist jetzt am Wochenende zum 50. Jahrestag der Flutkatastrophe eine große Sonderausstellung eröffnet worden. Dokumente, Fotos, aber auch Filme und Tonmitschnitte von damaligen Radioberichten zeigen, wie die Menschen von den Wassermassen überrascht worden waren, welche Zerstörungskraft die Flut anrichtete und wie sich die Helfer in den Stunden danach zu Menschen kämpften, die teilweise stundenlang auf Hausdächern ausharren mussten.

Eine Art multimediale Zeitleiste am Beginn der Ausstellung entfaltet dabei die ganze Dramatik des Geschehens in seiner chronologischen Abfolge: angefangen mit originalen Wetter- und Wasserstandsaufzeichnungen vom Seewetteramt und dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Originale Einsatzprotokolle sind ebenfalls zu lesen, Funksprüche, Sturmwarnungen und auch Radioreporter zu hören, wenn man sich als Besucher der Ausstellung dicht an kleine Lautsprecherröhren stellt. Und eben auch Helmut Schmidt kann man so erleben: in einem Film, der den Altkanzler im Interview zeigt, das er vor einigen Jahren dem NDR gegeben hatte. Der Altkanzler war im Jahr 1962 Innensenator in Hamburg und hatte damals den Krisenstab geleitet und den Einsatz der Bundeswehr initiiert - was vielen der von der Flut überraschten Menschen wohl das Leben gerettet hatte.

+++ Die große Abendblatt-Serie zur Sturmflut 1962 +++

Eindrucksvoll an der Ausstellung ist auch eine kinogroße Leinwand, auf der permanent Schwarz-Weiß-Filmaufnahmen von 1962 flackern. Noch mehr als statische Fotos verdeutlichen diese Filme die ungeheure Wucht und Zerstörungskraft der Fluten, in denen 315 Menschen allein in Hamburg starben.

Warum die Deiche damals diesem Druck nicht standhalten konnten, zeigte die Ausstellung ebenfalls. Und sie gewährt einen Einblick in den heutigen Schutz der etwa 100 Kilometer langen Hamburger Deichlinie. Etwa durch ein Modell von einem Deichabschnitt bei Wilhelmsburg im Maßstab von 1:1 . Das Hamburgmuseum geht aber auch auf Fragen ein, die sich auf den Klimawandel und die menschlichen Eingriffe in die Natur durch Elbvertiefung und Deichbau stellen.

Die Ausstellung "Die große Flutkatastrophe, Herausforderung, Perspektiven" ist noch bis zum 2. September zu sehen. Jeden Sonntag gibt es von 14 Uhr an Führungen durch die Ausstellung: Weitere Informationen im Internet unter www. sturmflut.hamburg.de

Museum für Hamburgische Geschichte, Holstenwall 24. Geöffnet dienstags bis sonnabends von 10 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr