Der Bezirk hat die Abrissgenehmigung für das stark vernachlässigte Gebäude erteilt. Und damit bei den Bürgern Wut ausgelöst.

Hamburg. Die Rothenburgsorter kämpfen für den Erhalt der historischen Hinzpeter-Villa am Bille-Ufer. Der Bezirk hat die Abrissgenehmigung für das stark vernachlässigte und jetzt einsturzgefährdete Gebäude erteilt. Und damit bei den Bürgern Wut ausgelöst: Darf man ein Kleinod wie die Hinzpeter-Villa, benannt nach ihrem Erbauer, dem Zimmermeister Johann Hinzpeter, abreißen, obwohl sie zu den letzten Altbauten im Stadtteil zählt?

Der Lebensmittelkonzern Cargill, Eigentümer der Villa und in der benachbarten alten Ölfabrik angesiedelt, will das tun. "Das Gebäude ist nicht mehr zu retten", sagt Diplom-Ingenieur Wolfgang Ewert, der das Gebäude im Auftrag Cargills seit vier Jahren untersuchen lässt. Es sinke immer weiter ab, ein Einsturz sei unabwendbar. "Cargill will das Gelände für einen Erweiterungsbau nutzen und hat das 140 Jahre alte Haus und die Kaimauer davor absichtlich verfallen lassen", sagt Franziska Großer vom Stadtteilrat, der sich geschlossen für einen Erhalt einsetzt.

+++ Widerstand gegen Abriss von Rothenburgsorter Villa +++

Eine Betriebserweiterung sei "in nächster Zeit nicht geplant", entgegnet Ewert. Auch den Vorwurf der vorsätzlichen Vernachlässigung weist er von sich. "Die Villa sinkt ab, weil sie nicht auf Pfählen, sondern auf einem gebrochenen Ringfundament ruht", sagt er. Ursprünglich habe man den Boden unter der Villa mit Beton festigen wollen - eine dafür erforderliche Kampfmittelsondierung sei aber wegen der Einsturzgefahr nicht möglich gewesen.

"Cargill hat uns viel zu spät über den schlechten Zustand der Villa informiert", kritisiert Hans-Jürgen Kämpf, der im Februar als einer der ersten Alarm schlug. Bemühungen, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen, scheiterten. Jetzt wollen die Bezirkspolitiker Jan Oppermann (SPD) und Klaus Zolldann (CDU) erreichen, dass Cargill im Falle eines Abrisses ein neues Gebäude im historisierenden Stil errichtet. Denn die Hinzpeter-Villa bildet mit dem Rotklinker-Turm der Wasserwerke, der Trauns-Villa schräg gegenüber und der Ölfabrik nebenan ein historisches Ensemble, das in spannendem Kontrast zu Bille-Sperrwerk und Kraftwerk Tiefstack steht. "Wir müssen hier eine für Bürger und Gewerbetreibende gleichermaßen verträgliche Lösung finden", sagt der Grünen-Politiker Philipp Anz. Die Rothenburgsorter fordern, den Abriss so lange aufzuschieben, bis eine Lösung gefunden ist. Außerdem müsse ein zweites, nicht von Cargill in Auftrag gegebenes Gutachten her.