Hamburg. Eine Grünfläche sorgt für Diskussionen im Hamburger Westen: Im Bezirk Altona gibt es erheblichen politischen Streit über die Zukunft der Brünschenwiesen im Stadtteil Rissen. SPD und Grüne haben bei der Umweltbehörde angefragt, ob die weitläufigen Grünflächen im Bereich der Straße Eibenkamp als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden könne. Aber: Parallel prüft der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) im Auftrag der SPD-geführten Schulbehörde bereits eine teilweise Bebauung der Flächen.
Aktuell teilen sich das Gymnasium Rissen und die örtliche Stadtteilschule einen Schulcampus an der Straße Voßhagen, der stark frequentiert wird. Berechnungen der Schulbehörde haben ergeben, dass wegen des starken Zuzugs in die Gegend in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Schülerzahlen gerechnet werden muss. „Für die Erweiterung der beiden Schulen wird die Schulbehörde ein weiteres Gebäude bauen“, sagt Behördensprecher Peter Albrecht dem Abendblatt. Bei einer Grundfläche von rund 2500 Quadratmetern sei dafür eine Grundstücksgröße von 7500 Quadratmetern nötig, so Albrecht. Eine solche Fläche ist im Stadtteil aber mittlerweile rar. Das Gelände Brünschenwiesen mit einer Fläche von rund drei Hektar wäre dafür ideal, weil nur rund ein Viertel benötigt würde. Eine beliebte Apfelwiese vor Ort wäre von dem Neubau gar nicht tangiert, so Albrecht.
Kritik von CDU und FDP
Politiker von CDU und FDP sehen eine Notwendigkeit für einen Neubau und kritisieren entsprechend den rot-grünen Vorstoß zur Unterschutzstellung der Flächen. „Während der rot-grüne Senat vor Ort Schulbau prüft, versuchen SPD und Grüne jetzt im Hauruckverfahren Tatsachen zu schaffen“, kritisiert der Bezirkspolitiker Jonas Timm (CDU). Und Katarina Blume (FDP) sagt: „Eine Ausweisung als Naturschutzgebiet wäre ein weitgehender Eingriff in das Areal mit weitreichenden Konsequenzen für die Interessengruppen.“ Laut Blume müssten alle Beteiligten gehört werden, darunter Naturschutzverbände, Anwohner und die Schulbehörde.
Der SPD-Politiker Henrdrik Strate spricht sich energisch gegen eine Teilbebauung der Brünschenwiesen aus. „Alle Fraktionen waren sich in der Bezirksversammlung stets einig, dass diese Grünflächen nicht angerührt werden“, sagt Strate. Der Politiker kritisiert zudem, dass bei Realisierung des angedachten Neubau die Schulstufen des jetzigen Standorts Voßhagen „auseinandergerissen“ würden. „Die Schulbehörde macht es sich da zu einfach“, so Strate.
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Im Übrigen gebe es aus seiner Sicht auf dem Voßhagen-Gelände auch noch genügend Ausbaureserve, zumal die genaue Entwicklung der Schülerzahlen gar nicht genau ermittelbar sei. Dem widerspricht die Altonaer CDU-Bildungsexpertin Kaja Steffens: „Weitere Zubauten an Ort und Stelle würden zulasten von Pausenflächen gehen“, sagt Steffens. Schon jetzt stünden unter anderem Fahrradstellplätze, Kantinenplätze und Räume für differenzierten Unterricht nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. CDU und FDP haben jetzt im bezirklichen Grünausschuss eine öffentliche Anhörung durchgesetzt. Diese ist für Anfang November vorgesehen.
Gegen eine mögliche Bebauung der Fläche hatte es bereits früher Proteste gegeben. Im Jahr 2003 sammelten Anwohner im Rahmen eines Bürgerbegehrens mehrere Tausend Unterschriften. Die damaligen Pläne von CDU und der Schill-Partei in Altona sahen vor, 90 Einfamilienhäuser auf dem Areal zu errichten. Nachdem das Bürgerbegehren erfolgreich war, wurden die Pläne für den Bau damals gestoppt.
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