Einzigartige Kinder benötigen einzigartigen Unterricht. Die Raphael-Schule in Nienstedten bietet mit ihrem heilpädagogischen Konzept Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf den schulischen Unterricht, der ihre Entwicklung nachhaltig fördert.

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© Raphael Schule Hamburg

Am 26. Oktober haben interessierte Eltern die Möglichkeit, den schulischen Alltag der Raphael-Schule hautnah zu erleben und im Unterricht zu hospitieren. Welche Einblicke dort gewonnen werden können, berichtet die Mutter eines Schülers, der in die zweite Klasse der Raphael-Schule geht.

Wieso haben Sie sich für die Raphael-Schule entschieden?

Vor zwei Jahren habe ich eine umfangreiche Schultournee absolviert und mir einige Schulen im Hamburger Westen angeschaut. Anfangs von dem Wunsch geleitet, unser Sohn könne inklusiv beschult werden. Bei allen Gesprächen mit Lehrerinnen und Lehrern und Schulleiterinnen bin ich sehr engagierten Pädagogen begegnet. Doch allen war gemein, dass sie mir nicht zusichern konnten, dass ausreichend Personal (Stichwort „Doppelbesetzung“) in den Klassen vorhanden sein wird. Gegenüber der Raphael-Schule als Waldorfschule hatte ich große Vorbehalte. Aber je mehr ich mich mit dem anthroposophischen Ansatz beschäftigt habe, umso mehr bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es für Kinder mit niedriger Frustrationsgrenze und Konzentrationsschwierigkeiten ein guter Ansatz ist.

Welche Vorteile sind dadurch für Sie und Ihr Kind entstanden?

Zunächst einmal ist es ein großer Vorteil, dass unser Sohn kein Außenseiter ist, sondern alle Kinder „speziell“ sind. Er hat auch Verabredungen mit Kindern aus anderen Jahrgangsstufen. Für unseren Sohn ist auch die Größe der Klassen von maximal zwölf Kindern von großem Vorteil. In einer normalen Klasse, die ja in etwa doppelt so groß wäre, wäre er völlig überfordert. Einen großen Vorteil sehe ich auch darin, dass die Beschulung zwölf Jahre lang an der Raphael-Schule möglich ist. Wir brauchen uns in der vierten Klasse keine Gedanken über eine weiterführende Schule zu machen.

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© Raphael Schule Hamburg

Wie macht sich das heilpädagogische Konzept Ihrer Meinung nach im schulischen Alltag bemerkbar?

In erster Linie durch tägliche Rituale. Sie geben unserem Sohn Halt. Die stets wiederholten Geschichten kann mein Sohn teilweise mitsprechen. Singen kann er selbst nicht, aber er liebt es, wenn gesungen wird. Zudem werden die Kinder am Anfang nicht mit Unterricht überfordert, sondern spielen noch sehr viel und machen Ausflüge an die Elbe. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass sich die Klasse findet und die Kinder im Schulalltag ankommen. Die Veränderung von Kitabetreuung zum Schulalltag ist ja nicht zu unterschätzen. Als Mutter von Zwillingen haben ich den direkten Vergleich mit der Einschulung an einer Regelschule.

Was hat Ihr Sohn im ersten Schuljahr und bisher in der zweiten Klasse gelernt?

Er hat sehr viel gelernt. Hervorzuheben ist vielleicht, dass unser Sohn vor der Einschulung überhaupt kein Gefühl für Zahlen und Mengen hatte. Nun ist er richtig stolz, wenn er im Bereich bis zehn etwas richtig rechnet. Die Feinmotorik ist merklich besser geworden. Was aber auch noch wichtig ist: Er hat gelernt, Aufgaben zu übernehmen. Darauf wird in der Raphael-Schule viel Wert gelegt. Es sind manchmal ganz kleine Aufgaben orientiert an den Fähigkeiten des einzelnen Kindes. Dass diese Aufgaben den Kindern unglaublich wichtig sind, habe ich bereits bei meiner Teilnahme am Tag des offenen Unterrichts im Herbst 2016 bemerkt. In der Klasse, in der ich hospitierte, war ein Kind krank. Herbst eben. Die anderen Schülerinnen und Schüler rissen sich quasi darum, die Aufgaben des abwesenden Kindes übernehmen zu dürfen. Das hat mich beeindruckt.

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© Raphael Schule Hamburg

Warum ist eine Hospitation im Unterricht für Eltern so wertvoll?

Der Tag des offenen Unterrichts vor zwei Jahren hat mir bei der Schulwahl sehr geholfen. Ich habe gesehen, wie Lehrerteam und Schüler interagieren. Es war aufschlussreich zu sehen, wie unterschiedlich die Kinder sind und wie unterschiedlich ihr jeweiliger sonderpädagogischer Förderbedarf ist. Und ich musste mir eingestehen, dass ich Kinder, die ich vom Sehen kannte, völlig unterschätzt hatte. Die Hospitation im Unterricht ermöglicht zudem, sich eine Unterrichtseinheit lang in einem Klassenraum aufzuhalten. Das ist ja bei den meisten „Tag der offenen Türen“ an anderen Schulen nicht der Fall. Als die Raphael-Schule entgegen meiner vorherigen Haltung nach der Hospitation zu meinem Favoriten wurde, wurde meinem Mann ermöglicht, auch an der Schule zu hospitieren. Die Schulwahl ist eine wichtige Entscheidung, die ich nicht allein treffen wollte.

Am Tag des offenen Unterrichts gab es auch die Möglichkeit, sich die vielen Werkstätten und die Schulküche anzusehen. Die Ausstattung in diesem Bereich ist wirklich gut.

Sehr gut gefallen hat mir auch der Austausch in großer Runde mit Schulleitung, einigen Lehrerinnen und Lehrern, Eltern, deren Kinder bereits die Raphael-Schule besuchen und Eltern, die auf Schulsuchen waren. Dabei ist auch noch so mancher für die Schulwahl relevante Aspekt zur Sprache gekommen, den ich vorher nicht beachtet hatte.

Der Tag des offenen Unterrichts findet am 26. Oktober in den Räumen der Raphael-Schule in Nienstedten statt. Um vorherige Anmeldung wird gebeten.

Weitere Infos zur Raphael-Schule finden sich online unter: www.raphael-schule-hamburg.de