Hamburg. Sie hatte mit dem Streit am Bahnhof Burgwedel nichts zu tun und wurde dennoch zum Opfer. Der Staatsschutz sucht einen Mann mit Krücke.

Schmähungen wegen der Hautfarbe oder anderer äußerlicher Merkmale treffen die Opfer bis ins Mark – und es werden immer mehr. Schon wieder beschäftigt ein mutmaßlich rassistischer Vorfall die Polizei Hamburg.

Nach der ausländerfeindlichen Beleidigung einer 18-Jährigen während eines Gerangels zwischen zwei Männern in Schnelsen am Dienstagabend sucht die Polizei nun Zeugen der Tat. Die bisherigen „Fahndungsmaßnahmen führten nicht zur Feststellung eines Tatverdächtigen“, sagt Polizeisprecher Sören Zimbal.

Umso befremdlicher mutet die Tat an, weil die junge, in Hamburg geborene Frau mit dem vorherigen Geschehen überhaupt nichts zu tun hatte. Nach Angaben der Polizei hatte sie um 22 Uhr eine Schlägerei zwischen zwei Männern auf dem Vorplatz des Bahnhofs Burgwedel beobachtet. Zuvor waren die Kontrahenten bereits in einem Bus miteinander in Streit geraten.

Polizei Hamburg: 18-Jährige bei Schlägerei unter Männern rassistisch beleidigt

„Im weiteren Verlauf beleidigte einer der beiden die Zeugin rassistisch und flüchtete anschließend in die Straße Am Dänenstein“, so Zimbal. Dort habe die 18-Jährige den alkoholisierten Täter aus den Augen verloren. Nach Abendblatt-Informationen hatte er sie allein wegen ihrer dunklen Hautfarbe aufs Übelste beleidigt.

So beschreibt die Zeugin den Mann: 40 bis 50 Jahre alt, etwa 1,75 Meter groß, schlank, mitteleuropäisches Erscheinungsbild, kurze blonde Haare, „verdrehtes“ Bein. Außerdem hatte der Gesuchte eine türkisfarbene Gehhilfe bei sich. Der Staatsschutz der Polizei hat die Ermittlungen übernommen.

Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben oder etwas über den gesuchten Mann wissen, melden sich bei jeder Dienststelle oder unter dieser Nummer: 040/42 86-56789. Erst Ende April hatte ein Mann auf der Uhlenhorst ein Pärchen wegen seiner Hautfarbe rassistisch beleidigt – ohne jeden Anlass. Als eine 65 Jahre alte Frau couragiert dazwischenging, beleidigte er sie ebenfalls. Auch in diesem Fall ermittelt der Staatsschutz und sucht Zeugen.

Hass und Hetze: Zahl der Fälle in Hamburg nimmt Jahr für Jahr zu

Die Zahl der Hasstaten, darunter Beleidigungen (häufig im Internet) und körperliche Übergriffe wegen der Hautfarbe, des Glaubens oder der sexuellen Orientierung, steigen in Hamburg stark an. Fast 550-mal haben Menschen deshalb im Vorjahr Anzeige erstattet – 2022 waren es noch 361.

Mehr zum Thema

Der besorgniserregende Trend hat Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina dazu bewogen, vor wenigen Tagen eine neue Initiative zu starten. Sie plädiert dafür, die Gesetzeslage mit Blick auf Hass und Hetze im Internet zu überprüfen. Die Gesetze etwa zu Beleidigungen und übler Nachrede müssten dem digitalen Zeitalter weiter angepasst werden, heißt es in einem Beschlussvorschlag der Grünen-Politikerin für die Frühjahrs-Justizministerkonferenz Anfang Juni in Hannover.