Hamburg. Die Universität Hamburg sichert die Umkleidekabinen des Hochschulsports am Turmweg mit Wachleuten, weil sie ihre Gebäude vor dem Missbrauch durch ausländische, unbefugte Nutzer schützen will. Es habe Beschwerden der Studenten gegeben, heißt es aus Kreisen der Hamburger Hochschulen. Einige Studenten hätten sogar ihre Mitgliedschaften beim Hochschulsport beendet und seien den Kursen ferngeblieben.
Auf Abendblatt-Anfrage hatte die Pressestelle der Universität am Montag nur kurz mitgeteilt, dass es „in den letzten Monaten verstärkt zu einer Nutzung der Räumlichkeiten und Belegung der Duschen durch außenstehende, unbefugte Personen“ gekommen sei. Daher greife man im Sportpark am Turmweg nun auf Sicherheitsleute zurück, um die Duschen und Umkleidekabinen zu bewachen.
Uni ist auf Flüchtlinge zugegangen
Ein Insider äußerte sich gestern zu den Ursachen der Missstände. Der Hintergrund der Probleme in den Sporteinrichtungen liegt demnach bereits länger zurück. Als sich die Kirchengemeinden vor einigen Jahren für die Lampedusa-Flüchtlinge eingesetzt hätten, sei die Universität auf die Hilfesuchenden zugegangen. 2013 hatten etliche Geflüchtete in der Hansestadt für ihr dauerhaftes Bleiberecht gekämpft. Die Männer waren im Zuge der Ereignisse nach dem Bürgerkrieg aus Libyen über Italien nach Deutschland gekommen. Im Laufe der nachfolgenden Monate solidarisierten sich verschiedene Gruppen mit ihnen, darunter Mitglieder von Kirchenverbänden und Vereinen.
Die Uni habe den Betroffenen damals angeboten, die Duschen zu nutzen, sagt der Insider. Bis vor einem Jahr habe diese Vereinbarung keine Probleme bereitet. In jüngster Zeit aber habe sich aus der Duldung, so der Insider, „ein von einigen Flüchtlingen eingefordertes Recht entwickelt“. Probleme habe es dabei mit rund einem Dutzend inzwischen mehrfach aufgefallener Nutzer gegeben.
Androhungen von Gewalt
Wenn der Hausmeister nachts um 23 Uhr die Türen verschließen wollte, hätten sich die Betroffenen geweigert, die Räume zu verlassen. Besucher des Seniorenschwimmens seien morgens in die Umkleiden gekommen und beobachteten, dass die unerbetenen Gäste dort ihre Wäsche gewaschen hatten. Die Angestellten der Einrichtungen seien mit ihren Weisungen, die Räume nicht auf diese Weise zu nutzen, zuletzt nicht mehr weitergekommen. Es habe seitens der Nutzer Androhungen von Gewalt gegeben. Daher hätten die Fakultät und Hochschulsport gemeinsam entschieden, die Wachleute einzusetzen. Seitdem diese die Eingänge sichern, habe es keine negativen Erlebnisse mehr gegeben, berichtet der Insider. Die Betroffenen seien offenbar der Einrichtung ferngeblieben.
Die Uni hatte sich zuvor in einer Mail an die Studenten gewendet, um über die neuen Einlassbedingungen für die Umkleiden zu informieren. Die Nutzer würden fortan vom Wachdienst stichprobenartig kontrolliert und danach gefragt, ob sie eine Zugangsberechtigung haben. Die Studenten würden daher gebeten, so die Mitteilung, ihre aktuelle SportsCard stets dabei zu haben oder bei Kursen im sogenannten No-Card-Bereich die Anmeldebestätigung vorzuzeigen. Die Kontrolle der SportsCard sei zu Semesterbeginn ohnehin üblich.
Mit der SportsCard können Studierende der Universität Hamburg, der TUHH, der HAW und einiger anderer privater Hamburger Hochschulen bis zu 280 Sportkurse in der Woche besuchen, die zu einem Großteil auf dem Gelände am Turmweg, auf den dortigen Freiflächen und im Fitnessstudio stattfinden. Dies gilt auch für die Bediensteten der Partnerhochschulen und der FHH.
"Jeder hat ein Dach über dem Kopf"
Die Notwendigkeit, dass Flüchtlinge Einrichtungen wie die Umkleidekabinen des Hochschulsports nutzen, besteht in Hamburg nach Angaben der Behörden nicht. Die Zuständigkeit für die Unterbringung der Menschen liegt in der Hansestadt in den Händen des Zentralen Koordinierungsstabes Flüchtlinge. Aufgabe der Institution ist es, solche Provisorien zu vermeiden, und die „erforderlichen Unterbringungskapazitäten zeitgerecht zur Verfügung zu stellen, um die Obdachlosigkeit von Flüchtlingen zu vermeiden“. Für Christiane Kuhrt, Kommunikationsleiterin des Koordinierungsstabes Flüchtlinge, war das Problem an der Uni bisher unbekannt. „Unsere Flüchtlinge haben alle ein Dach über dem Kopf.“ Die zum Turmweg nächstgelegene Unterkunft befinde sich an der Sophienterrasse, und hier fehle es den Bewohnern an nichts.
Womöglich handele es sich bei Nutzern der Duschen auch um osteuropäische Wanderarbeiter, sagt Christiane Kuhrt. Die Identität der Menschen könne aber geklärt werden. Die meisten Geflüchteten, die Hamburg erreichten, kamen in jüngster Zeit aus Afghanistan, Syrien, dem Irak, Eritrea, dem Iran und Russland. Unter den Menschen, die zu der Lampedusa-Gruppe gehörten, wohnen einige Dutzend nach Angaben des Einwohner-Zentralamtes in den einschlägigen Flüchtlingsunterkünften, bei etlichen ist der Aufenthaltsort auch unbekannt.
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