Hamburg. Der Brand ist unter Kontrolle, doch der Großeinsatz der Feuerwehr dauert an: Eine schwarze Rauchwolke zog am Montagmorgen über Hamburg, der Brandgeruch war von Eimsbüttel bis in die Innenstadt wahrnehmbar: In dem denkmalgeschützten Schröderstift in unmittelbarer Nähe zum Schlump ist am Morgen aus noch ungeklärter Ursache ein Feuer ausgebrochen. Dabei wurden zwei Personen verletzt, wie ein Feuerwehrsprecher dem Abendblatt mitteilte.
Gegen 5 Uhr morgens ging bei der Feuerwehr die Alarmierung ein. Als die Einsatzkräfte an der Schröderstiftstraße eintrafen, brannten eine Wohnung im ersten Obergeschoss sowie Teile des Treppenhauses des Wohnprojektes bereits in voller Ausdehnung. Die Flammen schlugen auch auf das Dachgeschoss über. Erste Meldungen über eine vermisste Person bestätigten sich nach Angaben des Feuerwehrsprechers nicht. Ein Bewohner wurde mit dem Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht. Eine Rettungskraft der Freiwilligen Feuerwehr kam mit einer leichten Fußverletzung ebenfalls in ein Krankenhaus.
Feuerwehr und Polizei waren zeitweise mit rund 90 Mann im Einsatz. Der Polizei-Hubschrauber kreiste über dem Schlump. Wegen des Feuers wurde die Straße beim Schlump auf Höhe der Schröderstiftstraße bis zur Bundesstraße komplett gesperrt, die Schröderstiftstraße wurde auf eine Fahrbahn verengt. Dadurch stockte der Verkehr zwischenzeitlich von der Sechslingspforte über Kennedybrücke und Edmund-Siemers-Allee bis zur Schröderstiftstraße. Am frühen Nachmittag konnten die Sperrungen wieder aufgehoben werden.
Die Nachlöscharbeiten dauerten jedoch auch Stunden nach Ausbruch des Feuers noch an. "Vor allem das Dach macht uns noch Sorgen", sagte Feuerwehrsprecher Thorsten Grams. Nach seinen Angaben ist die Wohnung im ersten Stock, in der das Feuer ausgebrochen war, komplett ausgebrannt. Auch das Treppenhaus mit einer Holztreppe ist zerstört. Die Bewohner haben fassungslos auf den Brand reagiert. Einige saßen auf den Wegen inmitten der arbeitenden Feuerwehrleute und schauten leer. Helfer der Feuerwehr und der Polizei kümmerten sich um die Bewohner.
Das Schröderstift wurde 1852 gebaut, es ist eine Dreiflügelanlage. Der Hamburger Kaufmann Johann Heinrich Schröder hatte die Stiftung für Frauen der besseren Gesellschaftsschichten, die unverschuldet in Not geraten waren, errichten lassen. Zunächst gab es 52 kleine Wohnungen. 1943 wurde ein Großteil der Gebäude durch Brandbomben zerstört.
In der Nachkriegszeit übernahm die Stadt Hamburg die Anlage von der inzwischen verarmten Stiftung. Ein Teil der Gebäude wurde abgerissen und auf dem Gelände das heutige Geomatikum errichtet. Das Gebäude samt einer architektonisch bedeutsamen Kapelle sollte abgerissen werden. Dagegen kämpfte eine Mieterinitiative. 1981 übertrug der Senat das Gebäude mit 1,2 Hektar großen Gelände an die Mieterselbstverwaltung Schröderstift e.V. 2006 fand die Koptisch-Orthodoxe Gemeinde sowie die Äthiopische-Orthodoxe Gemeinde in der marmornen Stiftskapelle ihr Zuhause. (schrö/mik/ryb)
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