In Hamburg werden 66 Container aufgestellt. Sie sollen Flüchtlingen in unmittelbarer Nähe zum Tierpark Unterkunft geben. Weitere Plätze werden geprüft. Immer mehr Menschen suchen Zuflucht in der Hansestadt.

Hamburg. Die Zahl der Flüchtlinge, die in Hamburg Schutz vor Kriegen, Unruhen und Verfolgung suchen, steigt dramatisch an. Der Zustrom ist so stark, dass die Stadt jetzt mit Notmaßnahmen reagiert. Da alle Unterkünfte belegt sind, wird auf einem Parkplatz in unmittelbarer Nähe von Hagenbecks Tierpark ein Flüchtlingscamp errichtet. Und auch die Containerwohnanlage an der Schnackenburgallee in Altona soll von 112 auf 300 Plätze erweitert werden. Zudem werden weitere Standorte geprüft, an denen Flüchtlinge noch in diesem Jahr ein vorläufiges Zuhause finden könnten. „In dieser Notlage prüfen wir alles, was möglich ist“, sagte Nicole Serocka, Sprecherin der Sozialbehörde, dem Abendblatt.

Am kommenden Dienstag werden 66 Container auf dem Park-and-ride-Parkplatz an der Straße Lokstedter Höhe neben der U-Bahn-Station Hagenbecks Tierpark aufgebaut. Rund 200 Flüchtlinge sollen dort im September einziehen. Zuvor muss noch eine Baugenehmigung erteilt werden, ein entsprechender Antrag wird derzeit vom Bezirksamt geprüft.

„Wir wissen, dass diese Maßnahme für die Nutzer der P+R-Anlage sowie für die Anwohner überraschend erfolgt und als Belastung empfunden wird. Ich wünsche mir trotzdem, dass die Bevölkerung die vorübergehenden Nachbarn freundlich aufnimmt“, sagte Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD). „Angesichts des menschlichen Elends der Flüchtlinge werben wir bei den Bürgern um Verständnis.“ Anfang September werde es eine öffentliche Informationsveranstaltung geben.

Obwohl es in der Vergangenheit oft Protest von Anwohnern und Geschäftstreibenden gab, wenn ein Flüchtlingslager in der Nachbarschaft entstehen sollte, befürchtet Sevecke keinen Widerstand. „Schließlich handelt es sich um ein Wohngebiet, in dem es nicht um gewerbliche Interessen geht.“ In das Container-Camp, das vom städtischen Dienstleistungsunternehmen „fördern & wohnen“ betrieben wird, ziehen Flüchtlinge ein, die ab September die hoffnungslos überfüllte Zentrale Erstaufnahme verlassen werden. Dort verbringen die Neuankömmlinge die ersten drei Monate.

Laut Bundesinnenministerium werden in diesem Jahr erstmals seit 15 Jahren wieder mehr als 100.000 Menschen in Deutschland Asyl beantragen. Hamburg ist verpflichtet, 2600 von ihnen aufzunehmen. Doch der Platz ist jetzt schon knapp. Bis Ende 2014 will die Stadt insgesamt 1900 zusätzliche Plätze in Wohnunterkünften schaffen. Vermutlich sind aber noch mehr Plätze nötig. Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres haben sich 1742 Menschen um Asyl bemüht. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2012 verzeichnete Hamburg 2195 Asylbewerber, 2008 waren es nur 718 Menschen.

„Wir müssen davon ausgehen, dass die Zahl der Flüchtlinge weiter steigen wird“, sagte Innenbehördensprecher Frank Reschreiter. In der Zentralen Erstaufnahme würden momentan mehr als 800 Menschen leben. Doch die Unterbringungen sind schon jetzt überbelegt. „Daran, dass wir momentan leider auf Zelte zurückgreifen müssen, wird erkennbar, dass die Kapazitäten nicht ausreichen“, sagt Reschreiter. „Deshalb suchen wir in der gesamten Stadt nach weiteren Standorten.“

Geprüft wird derzeit etwa das ehemalige Altenheim an der Straße Elfsaal in Jenfeld, in dem Anfang 2012 ehemalige Sicherungsverwahrte untergebracht worden waren. Zudem stehen eine Fläche an der Harburger Poststraße und ein Standort am Staatsarchiv in Wandsbek zur Diskussion.