Nach Insolvenz: Der Hotelbetrieb ist zunächst nur bis Ende Januar gesichert. Mitarbeiter setzen ihre Hoffnung in den Insolvenzverwalter.

Hamburg. Der Betrieb im Hotel InterContinental an der Fontenay geht zunächst weiter. Das ist die gute Nachricht, aber die Freude ist getrübt: Denn die Löhne und Gehälter für die 140 Mitarbeiter sind nur bis Ende Januar 2013 durch Insolvenzgeld gesichert. Es droht somit weiter die Schließung des Luxushotels. Allerdings gibt es auch positive Signale: So haben bisher 20 Investoren Interesse an einer Übernahme angemeldet. Und: Die Buchungslage ist gut. Wie berichtet, hatte der Eigentümer und Betreiber, die Grod Hotel GmbH, Ende Oktober einen Insolvenzantrag an ihrem Firmensitz im schweizerischen Zug gestellt. Zuvor hatte die HSH Nordbank eine Restrukturierungsvereinbarung aufgehoben und alle für den laufenden Betrieb relevanten Geschäftskonten eingefroren.

Die Hoffnung für die Mitarbeiter ist jetzt der vom Amtsgericht Hamburg eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter Sven-Holger Undritz. Der Fachanwalt aus der Kanzlei White&Case, der bereits mehr als 300 Gesellschaften durch die Insolvenz geführt hat, sagte dem Abendblatt: "Uns stehen schwierige Verhandlungen mit den Gläubigern und potenziellen Investoren bevor. Nur wenn ein Investor gefunden wird, der bereit ist, auch in die Sanierung des Hotels hohe Millionenbeträge zu investieren, kann das Hotel im Wettbewerb bestehen und hat eine Zukunft."

Fakt ist: Das 1972 eröffnete Haus in bester Alsterlage ist in die Jahre gekommen. Eine Modernisierung ist dringend notwendig, hier spielen auch teure Brandschutzmaßnahmen eine Rolle. Wie teuer es wird, darüber sprechen weder Direktorin Gesa Rohwedder noch Insolvenzverwalter Undritz. Aber nach vorsichtigen Schätzungen müssten wohl bis zu 20 Millionen Euro in den Umbau gesteckt werden. Bereits 2010 wurde eine umfassende Sanierung angekündigt, doch außer in die Außenanlagen wurde nichts investiert: "Wir haben mit dem Eigentümer und Betreiber bereits vor drei Jahren eine umfassende Modernisierung vereinbart", bestätigte auch Direktorin Gesa Rohwedder dem Abendblatt. Diese sei notwendig, um den hohen Standard der InterContinental-Hotelkette den internationalen Gästen auch weiterhin bieten zu können.

Die InterContinental Gruppe hat mit der Insolvenz nichts zu tun, das Unternehmen managt für die Eigentümer das Hotel und gibt seinen guten Namen. Aber wie lange noch? Es gibt zwar einen 20-Jahre-Vertrag, der 2030 auslaufen würde. Doch mit der Insolvenz der Grod Gruppe könnte InterContinental jetzt auch aussteigen: "Das wäre möglich", bestätigt Direktorin Rohwedder. Aber ihr ist wichtig: "Wir sind seit mehr als 40 Jahren an diesem Standort und sehr interessiert daran, hier auch weiterhin vertreten zu sein." Aber Gesa Rohwedder ist anzumerken, dass es hier nicht nur um nackte Zahlen geht, sondern um Menschen und eine große Verbundenheit mit Hamburg: "InterContinental hat sein Herz hier in der Stadt." Die Mitarbeiter seien "top" und würden diese sehr schwierige Zeit hervorragend meistern.

Der Arbeitgeber der 140 Mitarbeiter ist die Grod Gruppe - nur Gesa Rohwedder ist direkt bei InterContinental angestellt, arbeitet seit sechs Jahren in dem Hamburger Haus.

Die vergangenen Wochen waren wohl die schwersten im beruflichen Leben von Gesa Rohwedder und ihrem Team. Da tut Zuspruch gut: "Uns haben viele Stammgäste Mut gemacht. Die Buchungslage für Weihnachtsfeiern, Silvester und Tagungen ist gut", sagt Gesa Rohwedder. Auch Schwergewichtschampion Wladimir Klitschko ist ein treuer Gast. Am Wochenende verteidigte der ukrainische Boxer seinen WM-Titel in der O2 World und übernachtete wieder hier.

Der Blick der Angestellten ist jetzt in die Zukunft gerichtet. Bis Ende Januar dürfen auch wieder Buchungen angenommen werden, das war kurz nach der Insolvenz nicht mehr möglich.

Viel Arbeit kommt auf Insolvenzverwalter Sven-Holger Undritz zu. Vor allem die Gespräche mit den möglichen Investoren sind wichtig: "Wir prüfen nun ganz genau, wer was anbietet und vor allem auch welches Konzept hat", sagt Undritz. Der Insolvenzprofi hat offensichtlich Hoffnung für das Hotel, auch wenn er das zu diesem Zeitpunkt nicht so ausdrücken würde. Undritz sagt: "Das Hotel hat eine Toplage und erwirtschaftet im laufenden Geschäft Gewinne. Das sind schon mal positive Voraussetzungen."

Aber eine Prognose könne er natürlich nicht abgeben. Doch zumindest einen Wunsch, den äußert Undritz dann doch: "Wir brauchen jetzt auch ein bisschen Glück, um das InterContinental wieder zu einem Kronjuwel zu machen."