Risse im Gemäuer: Kakao Kontor eröffnet nach Bauschäden im September wieder. Der Besitzer sieht die Situation zudem pragmatisch.

Hamburg. Den Anruf bekam er am 4. Mai auf dem Flughafen von Quito in Ecuador. Fünf Wochen Urlaub hatte André Montaldo-Ventsam dort verbracht und wollte nun zurückfliegen. Am anderen Ende der Leitung erzählte seine Mutter ihm, dass die Feuerwehr gerade in seinem Geschäft sei, dem Kakao Kontor am Langenfelder Damm 42. Es habe Risse in dem Gebäude gegeben und das Haus sei unbewohnbar. Jetzt, vier Monate später, laufen die Sanierungsarbeiten noch immer. Am 1. September soll der Laden wieder eröffnen.

André Montaldo-Ventsam steht in seinem leeren Ladengeschäft. Keine Schokoladen, kein Schokoladen-Balsamico, keine Schoko-Brotaufstriche. Das einzig Wohnliche ist der frisch verlegte Holzfußboden. Die Renovierung läuft. "Das wird ein Neuanfang für mich", sagt der 42-Jährige. Seit dem 4. Mai ist das Geschäft geschlossen. Vermutlich waren die Risse durch Bauarbeiten auf einem Nachbargrundstück entstanden. Die Feuerwehr war angerückt, die Bewohner mussten das Haus verlassen. Die Kellerräume und das Kakao Kontor im Erdgeschoss sowie eine Wohnung im ersten Stock wurden versiegelt.

In die übrigen Teile des Hauses konnten die Bewohner am selben Tag zurückkehren. In die erste Etage und ins Erdgeschoss waren Stützen gesetzt worden, um das Haus zu stabilisieren. Die von Montaldo nach Maß eingebauten Möbel und Tresen mussten herausgerissen werden. Glücklicherweise war die Werkstatt nebenan, in der der studierte Soziologe mit drei Mitarbeitern seine Schoko-Köstlichkeiten herstellt, von den Rissen nicht betroffen. Hätte er deshalb nicht weiter an seine Händler liefern können, wäre das das Ende seiner Existenz gewesen. Bis zu 20.000 Euro Umsatzeinbußen hat der Chocolatier dennoch. Noch immer muss er sich mehr um die Baustelle kümmern als um seine Schokoladenproduktion.

Resigniert wirkt Montaldo-Ventsam jedoch nicht. Er jammert nicht. Und das, obwohl die Risse nicht die einzigen Zwischenfälle waren. Die Pannenserie begann schon im vergangenen September mit einem Wasserschaden und zwei Bränden. Verpackungen und Teile seiner Produktion musste er wegschmeißen. Im selben Zeitraum fuhr er auch noch sein Auto zu Schrott, ein Großkunde wurde insolvent und konnte Rechnungen nicht zahlen. André Montaldo-Ventsam musste deshalb sogar zwei Mitarbeiter entlassen. "Ich bin also katastrophenerprobt", sagt er. Doch er sieht das Ganze pragmatisch: "Das ist die Chance für einen kreativen Neuanfang", sagt er. Im Herbst möchte er eine Konditorin einstellen.