Die 26-jährige Feuerwehrfrau Kirsten Mester tritt bei den World Firefighter Games im australischen Sydney an - als einzige Hamburgerin.

Eilbek/Rotherbaum. Vielleicht ist es ihren männlichen Kollegen zu anstrengend. Vielleicht haben die meisten auch keine Zeit für das Training. Kirsten Mester aus Eilbek ist da anders. Der Feuerwehrfrau von der Wache Rotherbaum an der Sedanstraße scheint nichts zu mühsam zu sein. Zweimal die Woche trainiert sie, schleppt dafür Gewichte von bis zu 32 Kilogramm ins dritte Stockwerk, klettert über drei Meter hohe Wände und schultert 80-Kilo-Schläuche.

Denn bei den nächsten Olympischen Spielen der Feuerwehrleute, den World Firefighter Games im Oktober im australischen Sydney, ist die 26-Jährige dabei. Als einzige Hamburgerin.

Wie macht sie das bloß? Mit ihren 1,72 Metern und 67 Kilo Gewicht ist Kirsten Mester, die von ihren Kollegen "Kirsche" genannt wird, schlank und weiblich - und wahrlich kein "Mannweib". Sie ist einfach sportlich und hart im Nehmen. Sonst wäre sie wahrscheinlich auch nicht bei der Feuerwehr gelandet. "Ich könnte nicht im Büro arbeiten und die ganze Zeit sitzen", sagt sie. Sie sei schon immer ein "Draußen-Kind" gewesen, das gern mit ihrem Vater im Keller Platinen gelötet hat. Und Probleme mit ihren männlichen Kollegen habe sie auch nicht: "Unter Männern pflaumt man sich eben mal an und dann ist auch wieder alles gut."

Sie ist eine von rund 30 Hamburger Kollegen, die regelmäßig an der Feuerwehrakademie in Billbrook trainieren. Dort ziehen sie sich schon einmal in ihrer vollen, etwa zehn Kilo schweren Montur aus Helm, Stiefeln, Maske und Handschuhen an einer drei Meter hohen Eskaladierwand hoch. Kirsten Mester legt dann zweimal 80 Meter lange sogenannte B-Schläuche über ihre Schultern und muss diese ausziehen, um sie anschließend wieder ordentlich so aufzurollen, dass sie in eine Box passen. Anschließend laufen Kirsten Mester und ihre Kollegen Treppen hoch und zur Keiser Force Machine, nehmen einen vier Kilogramm schweren Hammer auf und schlagen mit diesem das Gewicht (72,5 Kilogramm) über 1,50 Meter nach hinten. Vier Disziplinen müssen zusammenhängend in einem Stück bewältigt werden. Das alles simuliert die Herausforderungen der Feuerwehrrealität, und es sind teilweise auch die Disziplinen, die bei den Olympischen Spielen der Feuerwehr in Australien bewertet werden.

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Feuerwehrmänner und -frauen sind eben Sportler. Über den Sport ist Kirsten Mester überhaupt dazu gekommen, an Wettkämpfen speziell für Feuerwehrleute teilzunehmen. "Ich komme aus dem Schwimmsport", sagt sie. 1000 Meter Freistil und Brustschwimmen sind ihre Lieblingsdisziplinen. Bei den Deutschen Feuerwehrmeisterschaften hat sie im Rettungsschwimmen den ersten Platz geschafft. "Jeder Feuerwehrmann muss das Rettungsschwimmabzeichen in Silber haben." Und Kirsten Mester, die in Wedel Abitur gemacht hat und seit 2008 bei der Feuerwehr ist, macht einfach mehr als erforderlich. Seitdem sie vor drei Jahren zum ersten Mal bei einem Wettbewerb dabei war, tourt sie jetzt von Wettkampf zu Wettkampf.

2011 war sie bei den World Police and Fire Games in New York und hat in der Disziplin 800 Meter Freistil sogar eine Goldmedaille gewonnen. Allerdings war das nicht so schwierig: "Ich war die einzige Teilnehmerin in meiner Altersklasse", sagt sie und lacht. Im kommenden Jahr fährt sie für diesen Wettkampf, der alle zwei Jahre stattfindet, ins nordirische Belfast. "Für mich ist das Sportliche wichtig, ich bin da schon ehrgeizig und nutze den Sport, um in der Welt herumzukommen."

Wenn sie Ende Oktober allein nach Sydney aufbricht und zehn Tage lang an allen möglichen Wettbewerben teilnimmt (zum Beispiel am Hufeisenweitwurf oder beim Freiwasser-Schwimmen), werden ihre Eltern in Wedel auf Kirsten Mesters Hündin Blanca aufpassen. "Meine Eltern verfolgen selbstverständlich die Spiele - im Internet." Wohnen wird Kirsten Mester bei einem australischen Kollegen, den sie im vergangenen Jahr in New York kennengelernt hatte. Das sei nämlich der schöne Nebeneffekt der ganzen sportlichen Anstrengungen und Wettkämpfe: "Man lernt viele Gleichgesinnte kennen und bereist verschiedene Orte und Länder. Das mag ich - ebenso wie die Geselligkeit und das Feiern."

Nach den Wettkämpfen wird sie daher gleich Urlaub in Australien machen und insgesamt vier Wochen "Down Under" bleiben. Zum Urlaub gehören dann für Kirsten Mester ein bisschen Wellenreiten, ein Ausflug zum Great Barrier Reef und auch eine Tour entlang der Gold Coast.