Seit 20 Jahren musiziert Paul Kolster mit dem Instrument. Im Freien, sagt der begeisterte Hobbymusiker, klinge der Dudelsack einfach besser.

Hamburg. Es ist laut. Zu laut, finden die Nachbarn. Deshalb flüchtet Paul Kolster jeden Wochentag um10 Uhr ins Hamburg-Haus am Doormannsweg. Dort, im Ingo-Bossdorf-Saal, darf der 83-Jährige ungestört spielen. Eine Stunde lang übt er täglich und bläst in seinen Dudelsack. Jetzt im Frühling, wenn es wärmer wird, ist Paul Kolster auch wieder häufiger draußen zu hören. Denn im Freien, sagt er, klinge der Dudelsack einfach besser. Dann spielt Kolster im Kilt an den Landungsbrücken, am Jungfernstieg oder im Wehbers Park, Eimsbüttel.

Eigentlich, sagt Herr Kolster und wirkt ein wenig verlegen, sei er nicht besonders musikalisch. Vor allem das Notenlesen bereite ihm Schwierigkeiten. Seit 20 Jahren schon spielt er Dudelsack. Das Repertoire umfasst natürlich auch den Klassiker "Amazing Grace". Dass es unbedingt der sehr schwierig zu erlernende Dudelsack, die "Pipe", wie die Schotten sagen, sein musste, liegt daran, dass Kolster nicht irgendein Instrument mit 63 Jahren erlernen wollte. "Es sollte etwas Besonderes sein."

22 Jahre lang war Kolster zur See gefahren. Hat als Schiffsjunge und Matrose gearbeitet, war in der ganzen Welt zu Hause, hat sein Patent gemacht und war Schiffsführer bei der Alsterdampfschifffahrt und bei der Wasserschutzpolizei. Als Rentner dann ist der Hobbysegler mit seiner Frau viel auf der Ostsee unterwegs gewesen. "Wenn man mit anderen Seglern in der Ostsee vor Anker liegt, holt jeder ein Instrument hervor und macht Musik. Das wollte ich auch", sagt er. Die anderen spielten Mundharmonika oder Schifferklavier, Paul Kolster irgendwann Dudelsack. Zwei Jahre habe es gedauert, bis er anständig spielen konnte. Dass ihn Geschäftsleute am Jungfernstieg schon mal bitten weiterzuziehen, liege sicherlich nicht an seinem Können - die Pfeifen seien nur mit bis zu 122 Dezibel ziemlich laut. "Deshalb bleibe ich in den Parks und in der Innenstadt auch nie lange an einem Ort."

Richtig laut darf es durchaus werden, wenn Paul Kolster mit der Band Baul Muluy Pipes & Drums auftritt. Mittwochs um 19 Uhr üben alle im Hamburg-Haus. Die Hamburger Pipeband ist mit 50 Mitgliedern die zurzeit größte Band dieser Art in Norddeutschland.