Die Firma Prosoda beliefert Unternehmen mit Tafelwasseranlagen. Auch beim Heavy-Metal-Festival in Wacken sind die Hamburger am Start.

Hamburg. Wenn im schleswig-holsteinischen Wacken im August das größte Heavy-Metal-Festival der Welt gefeiert wird, steht den wenigsten der 75.000 Besucher der Sinn nach Wasser. Wer danach fragt, bekommt meist ein mitleidiges Lächeln als Antwort. Alkoholische Getränke sind gefragter. Das Festival ist kein typisches Umfeld für die Firma Prosoda, die Tafelwasseranlagen vertreibt. Und dennoch wollen die Eidelstedter 2012 in Wacken dabei sein. Hunderte Arbeiter seien am Aufbau des Festivals beteiligt und die hätten Durst, sagt der technische Leiter von Prosoda, Kai Andresen. Es sei ein Sondereinsatz, der "einfach Spaß" mache.

Für gewöhnlich stehen die 5000 bislang verkauften Wasseraufbereiter nicht auf Festivalwiesen, sondern in rund 1000 deutschen Unternehmen - darunter die HHLA, Tesa und Haribo. Im Gegensatz zu den üblichen kleinen Wasserspendern mit Minitank werden die großen Prosoda-Anlagen direkt an die Wasserleitung angeschlossen und sorgen dann stets für gekühltes und sprudelndes Trinkwasser. Das Bauprinzip ist simpel: ein Kühlsystem, ein Aktivkohlefilter, der Schwebstoffe zurückhält und eine Kohlendioxid-Flasche.

Mit durchschnittlich 1900 Euro ist die Anlage samt Anschluss nicht gerade billig. Doch im Betrieb könne sie dazu beitragen, eine Menge Geld zu sparen, wie Vertriebsleiter Michael Paulin vorrechnet: "Wenn man Wasser-, Strom-, und Mietpreis sowie das Kohlendioxid berücksichtigt, kostet ein Liter Tafelwasser lediglich 15 Cent." Zudem würden Unternehmen viel Lagerraum und logistischen Aufwand einsparen, wenn sie die herkömmlichen Getränkekisten aus dem Büro verbannen. Eine Leitung mit einwandfreiem Wasser habe schließlich jede Firma im Haus. Wenn man sich zudem das Angebot von Mineralwasser im Supermarkt ansehe und "sich klarmacht, dass es aus allen Himmelsrichtungen herangefahren wird, ist das schon Wahnsinn", sagt Paulin.

Und immer mehr Firmen leisten sich eine Tafelwasseranlage. Der Markt hat sich seit 2006 verdoppelt. Noch bis 2007 boomte das Geschäft mit sogenannten Gallonen-Wasserspendern mit Nachfülltanks. Rund zwei Millionen dieser Geräte stehen in europäischen Büros. Doch die Verkäufe sind rückläufig, weil die Kunden nach und nach auf die direkt an die Leitung angeschlossenen Geräte umsteigen. Mehr als eine Million wurden im vergangenen Jahr in Europa verkauft, wie eine Studie des Analysten Zenith International zeigt. "In Deutschland sind wir einer der fünf großen Anbieter für Tafelwasseranlagen", sagt Prosoda-Geschäftsführer Jan von Döhren. 1999 gegründet, ließ sein Unternehmen in den Anfangsjahren noch eigene Anlagen in einem ostdeutschen Betrieb fertigen. Doch mit der steigenden Anzahl von Anbietern sanken die Preise und gleichzeitig stieg die Qualität der Anlagen. Seit 2002 stellt Prosoda keine Automaten mehr selbst her, die Geräte kommen hauptsächlich aus Italien und Deutschland. Die Eidelstedter dagegen haben sich auf den Service spezialisiert. Nur zehn Mitarbeiter hat das Unternehmen. Sie sorgen für Vertrieb und Wartung der 5000 Geräte von Borkum bis Berchtesgaden. Möglich ist das durch rund 100 geschulte Subunternehmer, die Service außerhalb Hamburgs übernehmen.

Auf einer Karte im Büro von Prosoda im Eidelstedter Gewerbegebiet, stecken kleine Fahnen in jedem Ort, an dem ein fachkundiger Subunternehmer sitzt. Sogar auf der Insel Borkum steckt ein Fähnchen. "Aber die Insulaner sind ein eigenes Völkchen, die reinigen und warten lieber selbst", sagt Prosoda-Techniker Andresen. Für alle anderen Kunden gilt: Rund zwei- bis viermal im Jahr müssen die Geräte von Fachpersonal gesäubert und überprüft werden. "Unser Service ist der wichtigste Faktor unseres Erfolgs", sagt Geschäftsführer van Döhren, da die Geräte sich qualitativ kaum noch unterscheiden würden. "Aber wer bei uns anruft, landet in unserem Büro in Eidelstedt und nicht in einer Hotline."

Kunden waren es einst auch, die von Döhren auf die Idee brachten, Tafelwasseranlagen zu vertreiben. Damals jedoch hatte er gerade die Prüfung zum Steuerberater abgelegt und musste sich erst in den ihm fremden Markt hereinarbeiten. Längst haben Mitbewerber ein Auge auf das etablierte Unternehmen geworfen, das neben Hamburg vor allem in Berlin und im Ruhrgebiet viele Kunden hat. Mit Waterlogic hat sogar eines der führenden Unternehmen am Markt Prosoda ein Übernahmeangebot unterbreitet. Doch von Döhren will lieber expandieren, als zu verkaufen: "Wir wachsen langsam, aber stetig." Und eine Halbtagsstelle ist sogar offen. Es ist ein Job in einer Boombranche. Analysten gehen davon aus, dass die gesamte Sparte in den nächsten drei Jahren um bis zu 30 Prozent wächst. Bei derartig glänzenden Aussichten ist in Wacken neben dem obligatorischen Wasser sicherlich auch ein Bier drin.