Geflügelpest

Hunderte tote Gänse im Norden – auch Störche in Gefahr?

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Thomas Heyen
Mitarbeiter des Nabu sammeln in der Elbmarsch einen an der Vogelgrippe verendeten Wildvogel ein.

Mitarbeiter des Nabu sammeln in der Elbmarsch einen an der Vogelgrippe verendeten Wildvogel ein.

Foto: NABU/ U. Helbing

Die Vogelgrippe fordert mehr Opfer als 2021. Störche könnten sich auf dem Rückflug in die Vier- und Marschlande infizieren.

Hamburg. 37 Wildgänse sind in Hamburg seit dem 8. November an der Vogelgrippe (aviäre Influenza) verendet, berichtet Marco Sommerfeld vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Hamburg. Deutlich mehr tote Wildgänse, meist Weißwangengänse oder Graugänse, sowie Möwen zählten Sommerfeld und seine Kollegen in der Wedeler Marsch in Schleswig-Holstein an der Grenze zur Hansestadt: Dort fanden sie in den vergangenen zwei Wochen 240 Tiere.

In der Wedeler Marsch leben bis zu 8000 Wildgänse, weiß Sommerfeld, der dort die Vogelstation leitet. Durch die hohe Dichte an Wildgänsen auf einem Fleck sei die hohe Zahl an toten Tieren zu erklären: „Wir haben die toten Vögel alle rund um den Schlafplatz der Wildgänse gefunden“, sagt der Naturschützer. „Die Kälteperiode um Weihnachten dürfte die Tiere zusätzlich geschwächt haben.“

Geflügelpest wütet im Norden - Verlauf erfahrungsgemäß in Wellen

Die Geflügelpest verlaufe erfahrungsgemäß „in Wellen“, weiß der Nabu-Experte: „So war es auch vor einem Jahr, wenngleich damals weniger Tiere verendet sind.“ Von an dem hochansteckenden Influenzavirus H5N1 erkrankten Greifvögeln, Singvögeln, Kranichen oder Störchen in Hamburg ist Sommerfeld nichts bekannt. „Die Störche sind sind ja auch noch nicht aus dem Süden zurückgekehrt.“

Sollten die ersten Tiere in den kommenden Wochen nach Hamburg zurückkommen – die meisten von ihnen verbringen den Sommer in den Vier- und Marschlanden –, könnten sie bereits infiziert sein: Auf ihrem Weg von Ostafrika nach Bergedorf fliegen sie über Israel. Dort sterben derzeit massenhaft Wildvögel, vor allem Kraniche, an der Vogelgrippe. „Noch sind ‘unsere’ Störche in Ost-Afrika“, sagt Sommerfeld nach einem Blick ins Internet, wo der Aufenthaltsort der großen Vögel dank ihrer am Körper befestigten Sender zu jeder Zeit aufgerufen werden kann. Rund 7000 Kraniche sind bereits in Israel an dem Virus verendet.

Hoffnung, dass das Wetter das Vogelgrippe-Virus zurückdrängt

Sommerfeld hofft, dass das Wetter das Virus zurückdrängt: In Israel ist es nun warm und sonnig. Das könnte die Vogelgrippe in Schach halten. Wissenschaftler vermuten, dass das Vogelgrippe-Virus zum Dauerproblem für Wildvögel wird.

Seit Mitte Oktober 2021 wurden in Deutschland Hunderte von infizierten Wildvögeln aus mindestens zwölf Bundesländern sowie mehr als 50 Ausbrüche bei Geflügel und gehaltenen Vögeln aus zahlreichen Bundesländern gemeldet, berichtet das Friedrich-Loeffler-Institut, ein Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Das Risiko einer Ausbreitung des Vogelgrippe-Virus bei Wildvögeln sowie einer Übertragung auf Geflügel und gehaltene Vögel in Deutschland wird von den Institutsmitarbeitern nach wie vor als hoch eingestuft.

Nabu nennt Verhaltensregeln zum Umgang mit der Geflügelpest

Zum Umgang mit der Geflügelpest nennt der Nabu Verhaltensregeln: Unter anderem sollten Spaziergänger, die einen krank scheinenden oder toten Vogel finden, diesen weder stören noch anfassen. Totfunde können unter der Telefonnummer 040/428 37 22 00 gemeldet werden. Allerdings sollten nur Funde von vielen toten Vögeln an einem Ort oder von größeren Vögeln wie Gänsen, Schwänen, Enten oder Greifvögeln gemeldet werden.

Die Tiere werden dann aufgesammelt und zur Untersuchung beziehungsweise Beprobung ins Veterinäramt oder in das Institut für Hygiene und Umwelt in Hamburg gebracht. Eine Meldung toter Vögel beim Nabu ist nicht notwendig, teilt die Naturschutzorganisation mit. Besondere Vorsicht walten lassen sollten Hundebesitzer. Geltende Leinenpflicht sollte unbedingt beachtet werden, um einen Kontakt zu sterbenden oder bereits gestorbenen Vögeln zu verhindern.

Internet: www.nabu-hamburg.de.