Kirche Billwerder

St. Nikolai wird zum Paradies für Falke, Meise und Co.

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Lena Diekmann
 Küsterin Kristiane Nitsche (links), Pastorin Dagmar Rosenberg (2.v.re.) und die  Gemeinderatsvorsitzende Dorothee Stolzenburg (re.) bekommen von Marco Sommerfeld (Nabu) die Urkunde und Plakette vom Projekt „Lebensraum Kirchturm“

Küsterin Kristiane Nitsche (links), Pastorin Dagmar Rosenberg (2.v.re.) und die Gemeinderatsvorsitzende Dorothee Stolzenburg (re.) bekommen von Marco Sommerfeld (Nabu) die Urkunde und Plakette vom Projekt „Lebensraum Kirchturm“

Foto: Lena Diekmann / BGZ

Billwerder. Greifvögel nisten seit Jahrzehnten hoch oben im Turm. Und am Gemeindehaus sind die Meisen eingezogen.

Billwerder.  Aus seinem Wohnzimmerfenster hat er einen freien Blick über die weiten Felder. Und auch eine frische Brise weht ihm in dieser luftiger Höhe stets um den Schnabel: „Man könnte sagen, er bewohnt die Suite“, sagt Marco Sommerfeld. Der Referent für Vogelschutz vom Nabu Hamburg war jetzt bei der Kirche St. Nikolai zu Gast.

Denn oben am Kirchturm ist schon seit vielen Jahren ein gefiederter Mieter heimisch. „Turmfalken brütet dort schon seit Jahrzehnten“, weiß Küsterin Kristiane Nitsche. Sobald die Küken flügge sind, kreisen sie gemeinsam mit Elterntieren über das Dorf und die Kirche. „Immer wieder ein schöner Anblick“, sagt Kristiane Nitsche.

Im August kommen die Bauarbeiter

Doch nun sollen im Turm der Kirche St. Nikolai bald zahlreiche Bauarbeiter ein- und ausgehen: Die Bodenfassungen der Stahlkonstruktion ist rostig und muss ausgewechselt werden. „Und seine Mieter sollte man ja schließlich informieren, bevor die Bauarbeiter anrücken“, scherzt Pastorin Dagmar Rosenberg.

Deswegen setzte sich die Pastorin mit dem Nabu in Verbindung, um zu erfahren, was bei der Sanierung in Blick auf die „Untermieter“ zu beachten ist. Dort gab es schnell Entwarnung: Wenn die Bauarbeiter im August Einzug halten, ist der Falke und sein Nachwuchs bereits ausgezogen. Und es gibt Hoffnung auf reichen Nachwuchs: Fünf Eier liegen im Nest. Nach dem Mäusebussard ist der Turmfalke der zweithäufigste Greifvogel in Mitteleuropa.

Als erste Kirche in Bergedorf ausgezeichnet

Damit sich die Vögel weiterhin so wohlfühlen am Billwerder Billdeich, ist St. Nikolai nun Teil des Projekts „Lebensraum Kirchturm“. Darin zeichnet der Nabu seit zehn Jahren Kirchen aus mit dem Ziel, den Lebensaum für Gebäudebrüter zu erhalten. „Für sie wird es immer schwieriger Brutplätze zu finden, da Gebäude zunehmend versiegelt werden“, sagt Marco Sommerfeld. St. Nikolai ist nun die sechste Kirche in Hamburg und die erste in den Vier- und Marschlanden und Bergedorf, die solch eine Plakette trägt.

Die Gemeinde Billwerder entwickelt sich zum Vogelparadies. Neben dem Turmfalken haben sich auch Blaumeisen dort niedergelassen. Nicht hoch oben im Kirchturm, sondern im flachen Aschenbecherkasten neben dem Eingang zum Gemeindehaus.

Platz für weitere Vögel ist da

„Als ich eines Tages die Klappe aufmachte, um die Asche zu entleeren, flatterte mir auf einmal eine aufgeregte Meise entgegen“, erinnert sich Küsterin Kristiane Nitsche. Bis die Küken geschlüpft waren, hatte Kirchenvorsteher Thorsten Ried direkt daneben ein Häuschen für die Meise gebaut. Dorthin wurde das Nest von einem Nabu-Mitarbeiter sachte umgebettet.

Und wenn es nach Marco Sommerfeld geht, darf das Vogelparadies in Billwerder gern noch weiter wachsen. Am Kirchturm sind noch drei weitere Klappen eingebaut: „Hier könnten prima Nistkästen für Schleiereulen oder Dohlen untergebracht werden“, sagt Marco Sommerfeld.