Von Wiebke Schwirten

Billwerder.
Diese Rolle spielt Nils Owe Krack nicht, er lebt sie: Mit Hingabe ist der Ohnsorg-Schauspieler seit Mitte Juli Chef der Deichmamsell, dem Café-Bistro am Billwerder Billdeich 256.

Gemeinsam mit seinem Partner Marc Tegtmeier (44) hat der 42-Jährige die Räume vom Boberger Reitverein gepachtet. Wochenlang haben sie gemeinsam mit Freunden acht Stunden am Tag renoviert, unter anderem eine neue Küche eingebaut, und sich täglich mehr in das Kleinod verliebt. Am Ende sei gar keine Zeit mehr gewesen, aufgeregt zu sein. Und doch: Mit Herzklopfen ging es los. War alles richtig eingekauft und kalkuliert? Genügend Kuchen da? Würde Koch Kian Masoumi (25) den Geschmack treffen? Die Resonanz war überwältigend. Nachbarn, Reitfreunde und Ausflügler schienen nur darauf gewartet zu haben, dass der beliebte Treffpunkt nach einigen Besitzerwechseln und langen Schließzeiten endlich wieder öffnet.

"Ich bin jeden Freitag hier, wenn mein Kind Reiten und Voltigieren hat", sagt Claudia Hartwig aus Bergedorf. Sie genießt dann einen Milchkaffee und ein Stückchen Kuchen - vom Chef selbst gebacken. Vier bis fünf Kuchen und Torten sind stets im Angebot. "Wir mögen gutes Essen und haben schon immer gern und viel gekocht", sagt Nils Owe Krack und ergänzt lachend: "Aber was man aus Teig alles machen kann, das ist schon toll."

Claudia Hartwig lobt nicht nur den Kuchen, sie und ihr Mann probieren auch gern die Gerichte vom "Küchenzettel", wie die Speisekarte in der Deichmamsell heißt. Spinatrolle, Kartoffel mit Quark, Königsberger Klopse - alles lecker. Johannes Roos aus Neuallermöhe hat es sich mit einem Kaffee und einem guten Buch bequem gemacht. Er mag die Atmosphäre und sagt: "Man merkt, die beiden haben echt Spaß an der Sache."

Tatsächlich strahlt Nils Owe Krack und schmiedet Zukunftspläne, obwohl er wegen der Bauarbeiten auf dem Billdeich gerade einen Gang zurückschalten musste. Die Öffnungszeiten sind auf Freitag bis Sonntag begrenzt, bis die Straße wieder frei ist. In der Zwischenzeit gehe er wieder arbeiten, sagt er. Gemeint ist das Ohnsorg-Theater. Geprobt wird derzeit "Der Besuch der alten Dame". Welche Rolle spielt er? "Ich bin die Ehemänner und ein Bürger", sagt der Schauspieler und wir lachen, als das Gesagte gedanklich eine skurrile Gestalt annimmt.

Nils Owe Krack liebt diese Fröhlichkeit, die dem Café innezuwohnen scheint, die gute Laune, die Menschen verströmen, die es besuchen. "Ich hätte ja nie geglaubt, dass sich die Norddeutschen an einen Tisch dazusetzen, wenn schon zwei daran sitzen", erzählt er. Doch selbst die Zehnertische draußen füllten sich, die angeblich so spröden, unterkühlten Hamburger rückten zusammen, bis jeder Platz besetzt war.

So blickt der 42-Jährige optimistisch nach vorn, möchte das Angebot stetig erweitern um Gerichte, "die in die Landschaft passen" wie Grünkohl oder Rundstück warm. Viele Zutaten kommen aus dem eigenen Garten (nur etwa drei Kilometer entfernt) oder der nahen Umgebung. Das besondere Sahnehäubchen wird ab Oktober serviert: "Lesen und Labskaus", Nils Owe Krack liest leicht Verdauliches op Platt un Missingsch. Der erste Abend ist schon ausgebucht, weitere Termine - auch mit anderen Künstlern - sind geplant. Internetinfos: