Von Thomas Heyen

Altengamme.
Hermann Struß feiert heute seinen 80. Geburtstag. "Eigentlich wollten wir das mehr oder weniger 'geheim' halten, aber die Nachricht hat sich längst im Dorf verbreitet", sagt seine Ehefrau Ilse Struß (76). Kein Wunder: Ihr Mann ist bekannt wie ein bunter Hund.

Hermann Struß ist Zweiter Vorsitzender der Liedertafel Loreley, die inzwischen Chorgemeinschaft Polyhymnia-Loreley heißt. Seit 26 Jahren singt er in dem Verein. "Ich hatte schon immer ein großes Interesse an Musik", sagt er. Seit seiner Jugend spielt Struß Akkordeon und Klavier. Zwischen 1989 und 2010 begleitete er den Damensingkreis Loreley, in dem seine Frau mitwirkt, bei den Ernteumzügen auf dem Akkordeon.

Anfang der 2000er-Jahre besuchte Struß Kurse, in denen er zum Dirigenten für Laienchöre ausgebildet wurde. Er dirigiert seine Chorgemeinschaft, wenn sie in der Altengammer Kirche auftritt, springt ein, wenn Chorleiterin Johanna Müller-Scheffsky verhindert ist.

Heimatkunde ist die zweite große Leidenschaft des Geburtstagskindes: Struß verfasst regelmäßig Artikel für die Zeitschrift "De Latücht" des gleichnamigen Kultur- und Heimatvereins, dem er seit 1999 vorsitzt. Er würde allerdings gern langsam seinen Stuhl räumen: "Man wird ja nicht jünger." Und Struß hat genug um die Ohren: Der 80-Jährige, der von 1985 bis 2003 auch im Altengammer Kirchenvorstand arbeitete, führt mehrmals im Jahr Besuchergruppen durch das Gotteshaus.

Nicht nur über die Kirche, sondern auch über sein Dorf weiß er gut Bescheid. "Es ist einer der ältesten Orte in Hamburg, wurde 1188 erstmals urkundlich erwähnt." Das Ehepaar Struß half nicht nur bei der Organisation und Durchführung der 825-Jahr-Feier vor zwei Jahren mit, sondern auch schon bei der 800-Jahr-Feier 1988. "Damals habe ich noch die Festschrift auf der Schreibmaschine verfasst", sagt Ilse Struß.

Ihr Mann wurde am Kiebitzdeich in Neuengamme geboren. Sein Bruder Ewald Struß (84) wohnt in dem Elternhaus, seine Schwester Hanna Westphal (77) am Kirchwerder Landweg in Neuengamme. Ilse und Hermann Struß haben einen Sohn, Norbert Struß (52), der in Freiburg im Breisgau als Zahnarzt arbeitet und vier Kinder (25, 21, 20, 17) hat.

Hermann Struß, Sprössling einer Gärtnerfamilie, machte in den 50er-Jahren eine Lehre als Maschinenbauer und in Abendkursen einige Jahre darauf seinen Meister. 32 Jahre arbeitete er bei Beiersdorf in Hamburg, organisierte und optimierte die Arbeitsabläufe für die Herstellung von Produkten wie Labello oder Nivea-Creme. Im Jahr 1998 ging er in den wohlverdienten Ruhestand.

In ihrem Haus am Horster Damm leben Ilse und Hermann Struß seit 1967. Sechs Jahre zuvor hatte das Paar geheiratet. "Anfangs haben wir in einer kleinen Dachwohnung am Altengammer Elbdeich gewohnt, mit Elbblick", sagt Ilse Struß.

Gartenarbeit, Fahrradtouren und Reisen sind weitere Hobbys, die Struß mit seiner Frau teilt. "Manchmal haben wir beide etwas zu viel um die Ohren - aber das hält ja auch in Schwung", sagt der Jubilar und lächelt.