Von Thomas Heyen

Kirchwerder.
Die Mitteilung des Kirchengemeinderates, mit den Pastoren Ulrich Billet und Gottfried Lungfiel nicht weiter zusammenarbeiten zu wollen, stößt nicht nur die Geistlichen vor den Kopf. Zahlreiche Gemeindeglieder, vor allem jene aus dem Kreis des sogenannten "Scheunenschnacks", sind entsetzt. Sie kritisieren die Vorsitzende des Kirchengemeinderates, Stephanie Pelch, und deren Mitstreiter (neben den beiden Pastoren zählt der Rat 15 Mitglieder). Auch deshalb, weil sie bisher keine Begründung für die Entscheidung erfahren haben.

Der Rat hat kein Vertrauen mehr in die beiden Pastoren, wie er ihnen selbst schriftlich mitteilte. Wieso das so ist, darüber lässt sich nur spekulieren, denn weder Stephanie Pelch noch Pröpstin Dr. Ulrike Murmann, bereits seit Langem involviert, wollen sich dazu offiziell äußern.

Pastor Ulrich Billet (54) meint den Grund indes zu kennen: "Pastor Lungfiel und ich sind finanziellen Ungereimtheiten nachgegangen, die sich in der Kirchengemeinde vor meiner Amtszeit zugetragen haben", sagt Billet, ohne dies näher ausführen zu wollen. Gemeinsam sprachen die Pastoren deshalb unter anderem bei ihrer Pröpstin vor. Zwei Tage später hatten sie die "Kündigung" im Briefkasten, "aufgrund des Zusammenwirkens beider Pastoren" sei die Vertrauensgrundlage nicht mehr gegeben.

Schon wenige Monate nach seinem Amtsantritt im September 2011 sei er vom Rat kritisiert worden, berichtet Billet: "Damals hieß es, ich würde Verwaltungs- und Bauangelegenheiten nicht energisch genug verfolgen." Auch sammle Billet nicht genug Spendengeld. "Ich bin nicht Pastor geworden für Buchhaltung und Statistik. Dafür haben wir hier genug Fachleute."

Das sieht "Scheunenschnacker" Walter Eckartsberg genauso: "Pastor Billet ist vor allem ein sehr guter Seelsorger - und das ist das Wichtigste." Billet habe die Gemeinde aus einer Starre befreit und zahlreiche Aktivitäten - vom "Scheunenschnack" über politische Diskussionen bis zur Flüchtlingshilfe - gestartet. "Er ist warmherzig, erdverbunden und nicht dozierend. Er erreicht die Menschen", meint Britta Albers.

Auch Ernst Heilmann ärgert sich: "Die Ratsmitglieder haben bei einer Versammlung abgestritten, überhaupt einen Beschluss zur Aufkündigung der Zusammenarbeit mit den Pastoren gefasst zu haben. Dies stellte sich später als unwahr heraus, schließlich waren die Pastoren bereits angeschrieben worden. Die haben uns drei Stunden lang belogen", sagt er und fügt hinzu: "Wenn es wirklich darum geht, dass die Pastoren nicht genug Spendengeld bringen, wenn das der Kern meiner Kirche ist, dann ist es höchste Zeit, die Händler aus dem Tempel zu treiben."

Am kommenden Mittwoch, 19.30 Uhr, möchte die "Scheunenschnack"-Gruppe in der Pastoratsscheune im Kirchenheerweg 6 über das Thema diskutieren. Der Kirchengemeinderat hingegen will sich erst am Donnerstag, 24. September, äußern - bei einer um 19.30 Uhr beginnenden Gemeindeversammlung in der Kirche. Zu ihr wird auch Pröpstin Murmann erwartet.