Von Thomas Heyen

Bergedorf.
Nach dem Ende der Speicherung von Erdgas in Allermöhe wird dort wie auch in Reitbrook und in Neuengamme verstärkt Erdöl gefördert. Dafür werden bis Ende September nacheinander fünf Erdölförderstellen - am Allermöher Deich, im Bereich der Autobahnauffahrt Nettelnburg, am Vorderdeich und am Kirchwerder Landweg in Neuengamme - umgerüstet, um leistungsfähiger pumpen zu können. Die anderen zehn Pumpen, die weiter laufen, werden voraussichtlich im Frühjahr 2016 umgerüstet. Die Ölförderung soll dort mindestens noch zehn Jahre andauern. Nach der Umrüstung der Anlagen sollen jährlich 20 000 Tonnen Erdöl aus dem Boden geholt werden - doppelt so viel wie in der Zeit der Gasspeicherung, die 1972 begann.

"Pro Bohrstelle dauert die Umrüstung - mit Auf- und Abbau der etwa 30 Meter hohen Windenanlage - maximal 14 Tage", sagt Ralf Meyer, Betriebsleiter der GDF Suez E&P Deutschland, einer Tochter des französischen Energiekonzerns Engie. Mit der Winde werden die inneren Förderrohre (Steigrohre) von den Pumpen an abwärts aus dem Boden gezogen. Die Rohre reichen bis zu 800 Meter tief ins Erdreich, sind alle zehn Meter miteinander verschraubt. Sie werden ausgetauscht. Rund 15 Fachkräfte der Firma Erdöl-Erdgas Workover in Salzwedel sind pro Anlage rund um die Uhr im Einsatz. Sie überwachen die Aktivitäten mithilfe modernster Technik.

In dem Erdgasspeicher befindet sich seit September 2014 nur noch im oberen Bereich Erdölgas (natürliches Gas) und Kissengas (Arbeitsgas zur Ein- und Ausspeicherung). 350 000 Millionen Kubikmeter Erdgas der Firma HanseWerk wurden in deren Gasnetz eingespeist. Nun wird auch das Kissengas - insgesamt 140 Millionen Kubikmeter - herausgepumpt. Meyer: "Etwa ein Drittel wurde bereits ausgespeichert."

Aufgrund der Gasspeicherung konnte nur vier bis acht Monate im Jahr Öl gefördert werden: "Das Volumen des Gasspeichers variierte. Als der Speicher voll war, war wenig bis kein Öl förderbar. Nur als er leer war, konnte Öl gepumpt werden", sagt der Betriebsleiter. Nun kann zu jeder Jahreszeit Öl gefördert werden, deshalb auch die Umrüstung der Anlagen.

Weil sich das Öl bisher nahe am Salzwasser im unteren Bereich des Speichers befand, sei es "zu 90 Prozent verwässert" gewesen. Meyer: "Nun hat sich das Ölvorkommen verlagert. Deshalb gehen wir künftig von maximal 50 Prozent Wassergehalt aus."

Erst 7,5 Prozent des Öls wurden in Vierlanden aus dem Boden geholt. Aufgrund der "schwierigen geologischen Rahmenbedingungen" rechnet Meyer damit, dass nur die gleiche Menge noch förderbar ist. "Das Öl befindet sich zum Großteil in sehr dichtem Gestein", sagt er. Weil dieses Gestein andererseits "viele natürliche Risse aufweist, ist Fracking hier gar nicht möglich", sagt Meyer.

"Hier gab es den weltweit einzigen Gasspeicher, aus dem während des Speicherbetriebs auch Öl entnommen wurde." Seit 1937 wird in den Vierlanden Öl gefördert, in Spitzenzeiten bis zu 420 000 Tonnen jährlich.