Von Wiebke Schwirten

Zollenspieker.
Das Zollenspieker Fährhaus gehört zur Bergedorfer Museumslandschaft und verströmt historischen Charme. Dennoch bietet es moderne Ausbildungsplätze für junge Menschen. Dieses Zusammenspiel mögen auch Lea Walter (23) und Finn Lindenberg (24), die am südlichsten Punkt Hamburgs am Zollenspieker Hauptdeich das Hotelfach erlernen.

Die beiden bewegen sich nicht nur in den historischen Räumen des alten Fährhauses, dessen Grundmauern sich bis ins Jahr 1252 zurückverfolgen lassen. Denn seit Mai 2012 gehört ein großes Vier-Sterne-Hotel zum Komplex, werden neben neun Zimmern im Traditionshaus weitere 52 Doppelzimmer angeboten. Doch dieses einmalige Flair - das bietet nur das alte Haus.

"Ich kenne das Fährhaus schon seit meiner Kindheit", erzählt Lea Walter. Die angehende Hotelfachfrau hat sich schon damals in den großen Festsaal verliebt und gedacht: "Wenn ich groß bin, dann möchte ich hier heiraten." Tatsächlich hat der hohe Saal mit seinen kathedralenartigen Fenstern und den seitlichen, weißen Holzrundbögen samt Säulen etwas Märchenhaftes.

"Der Saal ist einzigartig in Hamburg, traditionell und mit Charme. Von der angrenzenden Veranda hat man einen tollen Blick auf die Elbe", sagt Lea Walter. Insgesamt sei das Fährhaus kein Museum im herkömmlichen Sinne, weder eingestaubt noch still. "Es lebt durch die Gäste, das Personal. Hier ist ja immer etwas los", sagt Lea Walter. Wenn die Bibliothek oder das Clubzimmer im oberen Stockwerk sprechen könnten - "das wäre sicher interessant. Da hat sich in früheren Zeiten sicher das eine oder andere Drama abgespielt", sagt die Bergedorferin.

Tatsächlich ist das Herrenzimmer mit seinen holzvertäfelten Wänden, den schweren Lederclubsesseln und dem massiven Tisch in der Mitte der Lieblingsort im alten Fährhaus von Finn Lindenberg aus Geesthacht. Der angehende Hotelfachmann mag die gediegene Atmosphäre, "die einen in eine andere Zeit versetzt". In anderen Zimmern finden sich historische Malereien und alte Deckenbalken - für Finn Lindenberg Details, die das Fährhaus einzigartig machen.

Der Nachbau des historischen Pegelhäuschens von 1880 ist bei allem Flair die "Kirsche auf der Sahne", schwärmt Lea Walter. Es bietet heute als "kleinstes Restaurant der Welt" für zwei bis vier Gäste Romantik pur. Wie seine Kollegin arbeitet auch Finn Lindenberg gern am Zollenspieker zwischen Historie und Moderne - inklusive Wohlfühlbonus in beiden Welten.