Ochsenwerder
(cn).
"Es ist ein tolles Gefühl, wenn man helfen kann!", freut sich die achtjährige Michelle, und ihre zehn Jahre alte Freundin Ayla ergänzt: "Hoffentlich geht es dem Mann bald wieder gut."

Die beiden Mädchen aus Horn können schon wieder lachen. Eine Dreiviertelstunde zuvor hatten sie als Einzige beobachtet, wie ein Badegast im Hohendeicher See etwa 30 Meter vom Ufer entfernt beim Wasserball-Spielen untergegangen ist. Die Mädchen taten das einzig Richtige: "Wir haben ganz laut um Hilfe geschrien, den Leuten genau die Stelle gezeigt, wo kurz zuvor noch der Mann war." Obwohl sich etwa 250 Menschen am Strand und im Wasser tummeln, hatte außer den Mädchen niemand das Drama im See bemerkt.

Erst nachdem der eigentliche Lebensretter Sven Schneider sich ins Wasser gestürzt hat und an der Unglücksstelle nach dem leblosen Körper taucht, eilen auch weitere Badegäste zu Hilfe. Gemeinsam ziehen sie das 47-jährige Opfer an Land, beginnen dort mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Als wenig später zuerst die Freiwillige Feuerwehr Kirchwerder-Süd eintrifft, dann Rettungs- und Notarztwagen, war der Verunglückte schon wieder bei Bewusstsein. Nur etwa ein bis drei Minuten war der Lohbrügger unter Wasser, weil die Mädchen gut beobachteten und Schneider keine Sekunde zögerte. "So viele Menschen hätten auch helfen können", wundert sich der 40-Jährige aus Altengamme. "Aber alle verfallen in eine Schockstarre, bis einer den Anfang macht und handelt." Für ihn sei das keine Heldentat, sondern eine "Selbstverständlichkeit".

Dorfsheriff Knuth Witt, der mit drei weiteren Kollegen vor Ort war, bescheinigte den beiden Freundinnen und auch dem Lebensretter ein "vorbildliches Verhalten". Die Rettungskette habe in diesem Fall optimal funktioniert. Bei Badeunfällen zähle wirklich jede Sekunde. "Ihr könnt euch jetzt mal selbst auf die Schulter klopfen", so der Polizist zu den Mädchen.

Nur eine Frage konnte auch er den Freundinnen nicht beantworten: "Warum geht jemand, der gar nicht schwimmen kann, in einen Badesee?"