Kirchwerder
(ld).
Erst im Frühjahr ausgetrieben und schon größer als ein ausgewachsener Mann: Der japanische Staudenknöterich wuchert im Naturschutzgebiet Kiebitzbrack meterhoch am Waldtümpel. Die Zierpflanze aus Asien macht sich auch in deutschen Gefilden breit. Nur eine von gut 600 Arten, die sich landesweit ausgebreitet haben, wie jetzt aus einer Senatsanfrage der FDP hervorgeht.

Auch in Bergedorf und den Vier- und Marschlanden haben sich nicht heimische Pflanzen (Neophyten) fest etabliert. "Durch den Aufbau von Landbrücken und Klimaveränderung ist das ganz normal", sagt Christian Gerbich, Gebietsbetreuer vom Naturschutzbund (Nabu) für Bergedorf. Nicht alle sind eine Gefahr für die hiesige Flora. Als invasive Arten gelten die, die heimische Pflanzen verdrängen und die Artenvielfalt reduzieren. "Sie sind besonders wüchsig, haben keine natürlichen Feinde oder blühen früher und haben dadurch einen Vorteil gegenüber anderen Arten", erklärt Gerbich.

In den Vier- und Marschlanden macht den Naturschützern vor allem der japanische Knöterich zu schaffen. Am Tümpel im Kiebitzbrack bleibt Uferstauden oder Schwertlilien kein Platz zum Wachsen. Vögel wie Schilf- oder Teichrohrsänger finden dadurch kein Nistmaterial, und Amphibien, die besonnte Uferbereiche mögen, suchen sich lieber ein anderes Plätzchen als das beschattete Umfeld des Knöterichs. "Der Pflanze Herr zu werden ist kaum möglich", sagt Gerbich. Ausreißen und kompostieren ist nicht möglich, da sich die Sporen dann über den Kompost noch weiter verbreiten würden. Die Pflanze müsste in die Verbrennungsanlage und über Jahre wieder ausgerissen und entsorgt werden.

Zudem reicht die Wurzel bis zu sieben Meter tief in die Erde. In der Reit wurde im vergangenen Jahr der Boden abgetragen, in diesem Jahr weiden Schafe an der Stelle und knabbern die Triebe der Pflanze ab. "Wir hoffen sie so in den Griff zu bekommen", sagt Gerbich. Im Kiebitzbrack gebe es allerdings nur die Lösung, die Uferböschung tief auszubaggern. Doch für die Pflege der Naturschutzgebiete stehen dem Bezirk pro Jahr lediglich 21 000 Euro zur Verfügung. "Davon kann man gerade mal die Mülleimer leeren und eine Bank ersetzen", sagt Christian Gerbich.

Einziger Lichtblick: Der Knöterich stellt keine Gefahr für die Gesundheit von Mensch oder Tier dar. Im Gegensatz zum Riesen-Bärenklau, der Substanzen absondert, die in Kombination mit Sonnenlicht phototoxisch wirken und für Verbrennungen auf der Haut sorgen. Wer ihn auf öffentlichem Grund entdeckt, sollte den Standort dem Bezirksamt melden.

Vor dem Jakobskreuzkraut fürchten sich vor allem Pferdehalter, ist doch ein Teil der gelb blühenden Pflanze giftig für die Tiere. Allerdings gilt das Jakobskreuzkraut nicht als invasive Art und ist gleichzeitig Fraßpflanze einiger Schmetterlingsarten. Um zu vermeiden, dass das Kraut auf Wiesen wuchert, die abgemäht zu Heusilage werden, sollten Schäden in der Grasnarbe verhindert werden, wie sie beispielsweise durch zu intensive Bewirtschaftung passieren, so Christian Gerbich.