Von Wiebke Schwirten

Billwerder.
Das 400 Jahre alte Fachwerkhaus am Billwerder Billdeich 72 ist mit seinem schönen Fachwerk und dem Glockenturm nicht nur von außen eine Augenweide. In den Räumen gibt es wahre Schätze zu entdecken, denn hier befindet sich seit gut 30 Jahren das einzige "Deutsche Maler- und Lackierer-Museum". Hanna Plutat-Zeiner (57) kennt Haus und Sammlung aus dem Effeff. Sie engagiert sich dort seit dem Beginn im Jahr 1984.

Vom Pinsel bis zum silbernen Pokal reicht die etwa 5000 Stücke umfassende Sammlung, dazu kommen 2000 Werke der Bibliothek. Hanna Plutat-Zeiner kennt das Metier auch aus eigener Erfahrung gut, hat selbst lange im Malereibetrieb ihres Mannes in Wandsbek mitgearbeitet. Im Glockenhaus sichtet sie die Bestände, archiviert neue Sammlungsstücke, pflegt Kontakte zu anderen Institutionen und führt auch Besucher durch das Haus.

Zudem begleitet sie Studenten bei ihren Arbeiten, sucht auf Anfrage auch passende Schriften für Bachelor- und Doktorarbeiten heraus.

Der schönste Platz im Haus ist für sie direkt unter dem Dach. Elf steile Stufen führen von der zweiten Ausstellungsebene hinauf ins Archiv: "Von hier habe ich einen herrlichen Blick auf den Garten", schwärmt sie. Tatsächlich ist das florale Muster, zu dem sich die Buchsbaumhecken fügen, von dort aus besonders gut zu erkennen. Doch im Obergeschoss findet sich noch mehr Sehenswertes. So schlägt die studierte Kunsthistorikerin alte Zeichenbücher von Lehrknaben auf, die für ihr Gesellenstück kunstvolle Zeichnungen nach Vorlagebüchern anfertigen mussten.

Hier lagern auch einige Schablonen, mit denen Maler früher Ornamente auf Wände gebracht haben. Da gab es dann auch mal Pannen, "etwa wenn dann alle Vögel rückwärts flogen, weil die Schablone falsch herum gehalten wurde", sagt Hanna Plutat-Zeiner.

Dass dies die Ausnahme war, belegen die zahlreichen, schönen Arbeiten, die im Haus und in der nahen Tenne zu sehen sind - von der barocken Deckenmalerei im Obergeschoss bis zur detailverliebten Dekorationsmalerei im Erdgeschoss. "Vor dem 18. Jahrhundert hatten Kunst und Handwerk noch mehr Verbindung", sagt die Archivarin und verweist unter anderem auf die wandfüllenden Bildtapeten, die großen Gemälden gleichen.

Sie schätzt das Handwerk und ihre "Macher" nach wie vor sehr: "Handwerker bringen Bodenhaftung in das Haus, verhindern, dass hier im Elfenbeinturm gearbeitet wird." Dass sie in früherer Zeit manche Disziplinierung über sich ergehen lassen mussten, erschließt sich in der Abteilung "Amt und Silber". So hatten sich die Handwerker etwa bei Sitzungen der Lukasgilde (benannt nach dem heiligen Lukas, dem Schutzpatron der Maler) ordentlich zu verhalten. Fluchen und Trinken waren natürlich verboten. Aber es mussten auch die Fingernägel sauber sein, "um die geöffnete Lade nicht zu entehren". Die zeremoniell geöffnete, zumeist reich verzierte Holzlade verlieh der Sitzung "Kraft und Macht". In ihr befanden sich wichtige Dokumente und Wertobjekte.

Das Haus birgt viele solcher Geschichten und Sehenswertes. "Ich kann nur jedem das Museum ans Herz legen", sagt die 57-Jährige "die meisten sind erst einmal erstaunt, wie künstlerisch alles war, bewundern die Schriften, die Glasätzungen, Goldarbeiten und Holzschnitzarbeiten. Da wird bewusst, dass Maler nicht nur die Wände und die Heizung streichen".

Das Museum
www. malermuseum.de
ist sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Anmeldungen erwünscht: Telefon (040) 7 33 87 06, für Führungen (040) 34 38 87. Internet:

Besondere Aktionen:
12. und 13. September - "Tag des offenen Denkmals" sowie der "Tag des Handwerks" am Sonnabend, 19. September (11 bis 17 Uhr).