Von Thomas Heyen

Billwerder.
Landwirte in Billwerder fürchten um ihre Flächen, seit die Sprinkenhof GmbH (Finanzbehörde) mitgeteilt hat, die Verpachtung der sogenannten Staatspachthöfe neu zu regeln. Mit Blick auf die Verlängerung der Pachtverträge zum 1. Januar 2017 ist erstmals von "Potenzialflächen" die Rede. Diese meist sehr hofnahen Areale sollen nur noch jeweils für ein Jahr verpachtet werden, um dort Wohnbebauung zu ermöglichen (wir berichteten). "Dies ist kein Zeitraum, mit dem wir planen können", sagt Rainer Stubbe, Landwirt, Hofladen- und Café-Betreiber. Außerdem fürchtet Stubbe (52) um den "Erhalt des dörflichen Charakters" seines Dorfes.

(siehe Kasten)
Der studierte Landschaftsplaner schlägt deshalb den Aus- und Umbau ehemaliger landwirtschaftlicher Gebäude (Scheunen, Ställe) zu Wohnungen vor. "Dabei müssen die alten Gebäude natürlich erhalten bleiben", sagt Stubbe. Außerdem engagiert er sich für die Bebauung zweier Warften - künstlich aufgeschüttete Erdhügel -, die als Bodendenkmäler eingetragen sind. Auf beiden könnten Reetdachhäuser mit mehreren Wohnungen entstehen. Auf einer Warft, auf der bis vor etwa 35 Jahren der Hof Eggers stand (Billwerder Billdeich nahe dem Boberger Furtweg), möchte Stubbe ein Hufnerhaus aus dem Jahre 1719 rekonstruieren lassen. Es stand ursprünglich am Billwerder Billdeich 616 (nahe dem TSG-Sportforum), war 1997 abgebrannt und wieder aufgebaut worden. Vor 13 Jahren brannte es erneut nieder

"Die beiden Warften - die andere liegt zwischen Kreisel und Kirche - befinden sich allerdings baurechtlich im Außenbereich. Dafür muss eine Genehmigung beim Bezirk beantragt werden", sagt Norbert Röhr (49). Der Architekt unterstützt Stubbes Plan, hat bereits einen Entwurf von dem Neubau des Hufnerhauses erstellt.

In den beiden neuen Bauernhäusern könnten jeweils neun Wohneinheiten geschaffen werden, sagt Röhr.

Die beiden Männer wollen ihre Ideen "in den Köpfen verankern und ein Bewusststein schaffen", betont Stubbe. Architekt Röhr fügt hinzu: "Die Stadt müsste doch ein Interesse daran haben, so etwas mit zu entwickeln." Anders ließe sich das Erscheinungsbild des Dorfes, das um 1250 nach holländischem Vorbild angelegt wurde, kaum retten.

Bisher ist Stubbe von der Stadt allerdings enttäuscht: "Ich habe wegen der 'Potenzialflächen' bereits im Oktober 2014 Gesprächsbedarf angemeldet. Bisher gab es keine Rückmeldung der Sprinkenhof GmbH", sagt der 52-Jährige. Er fürchtet, dass den Landwirten irgendwann keine Zeit mehr bleibt, gegen Neuregelungen anzugehen. "Wir brauchen schleunigst Klarheit", sagt Rainer Stubbe.