In der Kulturlandschaft der Vier- und Marschlande ruft der Schilfrohrsänger im dichten Schilf der Gräben. Als typischer Sommervogel findet er hier im Mai bis in den Juli hinein den geeigneten Lebensraum zur Brut. Ihr Nest legen Schilfrohrsänger tief im Schilf und im dichten Gebüsch von Weiden in Bodennähe an. Die bereits nach einem Jahr geschlechtsreifen Vögel leben nur während der Brutsaison zusammen. Männchen und Weibchen gleichen einander in Zeichnung und Färbung. Das Männchen gründet nach der Rückkehr aus dem Winterquartier im tropischen Afrika bereits im April ein Revier, das Weibchen wählt den Nistplatz aus und baut drei bis sieben Tage am Nest; das Männchen übernimmt die Bewachung. Während der Balz- und Brutzeit markiert das Männchen von hoher Warte singend sein Revier und das zu jeder Tageszeit, am intensivsten morgens und abends.

Nachdem das Weibchen täglich ein Ei legt, bis zu sechs Eier insgesamt, beginnt es zu brüten. Die Jungen schlüpfen nach etwa zwei Wochen und werden in den ersten Lebenstagen vom Weibchen gewärmt und geschützt. In dieser Zeit füttert allein das Männchen die Jungen, später füttern dann beide Altvögel. Der Nachwuchs wird während der Nestlingszeit mit Insekten und Larven gefüttert, später kommen auch Spinnen, kleine Schnecken und Beeren hinzu. Noch bevor die Jungen flugfähig sind, verlassen sie das Nest, und der Nachwuchs wird zwischen den Altvögeln aufgeteilt. Damit ist auch die Partnerbindung beendet. Nach spätestens 30 Tagen sind die Jungvögel selbstständig.

Im westlichen Europa ist der Schilfrohrsänger ein sehr häufiger Vogel und somit nicht gefährdet. Er kann sechs Jahre alt werden. Im Oktober ziehen Schilfrohrsänger in ihr Winterquartier südlich der Sahara in Afrika. Dieser Langstreckenzieher fliegt nur während der Nacht. Die 6 000 Kilometer übersteht ein Schilfrohrsänger mit Fettreserven, die er vor dem Flug angelegt haben muss.