Von Thomas Heyen

Neuengamme.
Für die Sanierung des Glockenturms der St.-Johannis-Kirche an der Feldstegel wurde die 3,30 Meter hohe Kupferspitze samt Kreuz und Kugel abgenommen. Aus dem Hohlraum der Kugel barg Pastorin Doris Spinger ungeahnte Schätze. Neben einer Kupferkartusche, die bei der Turmsanierung 1979 deponiert wurde, befand sich in der Kugel auch eine Kartusche, die nach Turm-Arbeiten 1891 für die Nachwelt hinterlassen wurde.

"Mit der hatten wir gar nicht gerechnet", sagt Doris Spinger, die sich sehr über die "Grüße aus der Vergangenheit" freut. Bei der Auswertung der Dokumente wird die Pastorin von Günther Dahm (82) unterstützt. Er war von 1969 bis 1985 Küster der Kirchengemeinde und schon bei der Sichtung des "Schatzes" von 1891 vor 36 Jahren dabei.

Damals wurde in alter, deutscher Kanzleischrift - mit Tinte und Federhalter - von den Arbeiten im Jahre 1891 berichtet, die der Bergedorfer Klempnermeister und Schieferdecker J. H. A. Stahmann ausgeführt hatte. Eine beigelegte Visitenkarte verweist auf sein Geschäft am Markt.

In der Kartusche, die 1979 in die Turmspitze eingebaut wurde, befand sich eine Auflistung der Mitglieder des Kirchenvorstands (heute Kirchengemeinderat). Günther Dahm verfasste damals einen Bericht über den Verlauf und die Kosten der Sanierung, der ebenfalls beigelegt wurde. Die Gesamtkosten betrugen damals 55 000 Deutsche Mark. "Das war damals richtig günstig. Heute zahlen wir 270 000 Euro", sagt die Pastorin.

Eine Bergedorfer Zeitung von Sonnabend/Sonntag, 29./30. September 1979 fand sich ebenfalls in der Kartusche. Darin berichtet Vier- und- Marschlande-Redakteur Peter von Essen über die "Geheimnisse" von 1891. Zudem beschrieb Werner Inselmann, damals Vorsitzender des Kirchenvorstands und Gemeindeältester, in plattdeutscher Sprache das Gemeindeleben. Dabei thematisierte er die Sitzungen des Kirchenvorstands, Ausfahrten der Gemeinde und den Kindergarten, in dem damals schon 90 Kinder betreut wurden. Heute sind es 100 Kinder.

Ein aktueller Gemeindebrief, eine Dokumentation des Gemeindelebens und die Bergedorfer Zeitung mit diesem Artikel sollen spätestens Mitte September in einer weiteren Kartusche in der Turmspitze deponiert werden.