Von Jule Monika Witt

Curslack.
Vor fünf Wochen hätte er sich den Ausflug nicht zugetraut. Die unheilbare Muskelerkrankung, eine neurologisch bedingte Muskelatrophie, die vor einem halben Jahr bei Rüdiger Wolff diagnostiziert wurde, fordert ihren Tribut. Auch an diesem Julitag wirkt der Moderator, Schauspieler und Sänger ein wenig gebrechlich, aber er betont immer wieder, dass er kämpfen, die Hoffnung nicht aufgeben will. So genießt der 62-Jährige das herrliche Anwesen der Familie Grundmann am Achterschlag, beobachtet mit sichtlicher Freude, wie die Webcam-Stars des Nabu, Rolf und Maria, und ihr Nachwuchs anmutig den Horst oder das benachbarte Reetdach anfliegen.

Bernd Quellmalz, Pressesprecher des Naturschutzbundes Hamburg, Schatzmeisterin Maria Bonkwald und der Nabu-Storchenvater Jürgen Pelch sitzen in gemütlicher Runde mit Rüdiger Wolff zusammen, der sich seit 2004 als Schirmherr für den Nabu-Storchenschutz in Hamburg engagiert. Er schrieb und vertonte eigens ein Lied für den Weißstorch mit dem Titel "Segeln mit dem Wind". "Der Verkauf der CD hat uns ein paar Tausend Euro eingebracht", sagt Quellmalz. Und auch sonst rührt der Künstler ordentlich die Werbetrommel: "Ich war gerade auf einer kleinen Tournee in Belgien und im Saarland, auch dort erzähle ich vom Storchenschutz in Hamburg."

Unterdessen schweifen die Blicke der Naturfreunde immer wieder nach oben zu der Weißstorch-Familie. "Die Alten füttern jetzt bewusst weniger, um die Jungen vom Horst zu locken", sagt Jürgen Pelch, der sich freut, dass wenigstens Rolf und Maria dreifachen Nachwuchs haben. "Viele der 29 Storchenpaare zogen nur ein Junges groß." So fiel die Bilanz in diesem Jahr mit 42 Jungstörchen vergleichsweise gering aus. Denn 2014 konnten sich die Naturschützer über 79 Jungvögel freuen. "Die Bedingungen waren nicht optimal", sagt Pelch, "das Frühjahr eindeutig zu trocken."

Die Runde ist sich einig, dass der Bestand an Wiesenvögeln, zu denen auch die Weißstörche gehören, dramatisch zurückgehe. "Früher konnte man kaum eine Wiese betreten, ohne Gefahr zu laufen, in ein Kiebitzgelege zu treten", erinnert sich Pelch. Heute weiß er nicht mehr, wann er zuletzt einen Kiebitz gesehen hat, weil es auch immer weniger Wiesen gebe. "Umso wichtiger ist es, für das, was wir noch haben, zu kämpfen und es zu erhalten", sagt Wolff doppeldeutig.

Trotz seiner Krankheit möchte der Künstler noch auf "viele kleine Konzerttourneen" gehen. Das bietet sich an, denn er hat vor Kurzem das Album "Sündhaft blau" aufgenommen - "das Beste, was er je gemacht hat", sagt Maria Bonkwald anerkennend. Der Literaturwissenschaftler vertonte dafür Texte von Erich Kästner, Wilhelm Busch und Kurt Tucholsky. "Es sind zwölf Chansons - mal ernst, mal wunderbar fröhlich", sagt Rüdiger Wolff.

Sein Blick geht wieder zu den Störchen. "Die Jungen werden sich in zwei, drei Wochen auf den Weg nach Süden machen", weiß Pelch. Erst wenn sie geschlechtsreif sind, kehren sie zurück. Die Naturschützer und der Künstler sehen sich bereits im Oktober wieder. Ehrensache, dass der Schirmherr des Nabu-Storchenschutzes zur Jubiläumsfeier eingeladen ist. "Wir feiern am 12. Oktober das 40-jährige Bestehen von Nabu Bergedorf und Storchenschutz", sagt Bernd Quellmalz.