Von Kerstin Völling

Allermöhe.
Der französische Energieversorger Engie beendet die Gasspeicherung in Allermöhe - und bohrt dort und in Reitbrook verstärkt nach Öl. Über diese Pläne informierten Mitarbeiter des Unternehmens nun Lokalpolitiker und Anwohner bei Betriebsbesichtigungen am Allermöher Deich.

"Warum stellt die Engie die Gasspeicherung hier ein?", wollte Norbert Fleige (Grüne) wissen. Ralf Meyer, Betriebsleiter der Engie-Tochter Hamburg Öl/GDF Suez E&P Deutschland (18 Mitarbeiter): "Grund sind politische Rahmenbedingungen." Das Erneuerbare-Energien-Gesetz und die Ostseepipeline mit Erdgas aus Russland hätten den Preis für die Lagerung von Erdgas auf zehn Prozent des Preises gedrückt, der noch vor einigen Jahren gezahlt wurde. Der Speicher wird deshalb in den kommenden drei Jahren rückgebaut. Deshalb habe die GDF Suez Ende 2014 auch die betrieblichen Einrichtungen von ihrer Konzern-Schwester Storengy Deutschland übernommen, die für das Erdgasspeichergeschäft des Konzerns zuständig ist.

"Aber im Zuge der erneuerbaren Energien brauchen wir doch Energiespeicher. Ist es deshalb nicht unklug, den Speicher rückzubauen?", fragte Hans-Christian Paape (Die Linke). Meyer zuckte nur mit den Schultern. "Wir müssen wirtschaftlich handeln", sagte er. Da schwang Frust mit. Schließlich waren die Mitarbeiter des Energieversorgers mehr als 40 Jahre stolz darauf, dass in Reitbrook Erdöl und Gas gefördert und das Gas auch noch gelagert wurde.

Nun ist Schluss damit. Die GDF Suez wird in Kooperation mit E.on Hanse nur noch Kissengas ausfördern - das Gasvolumen, das bisher im Speicher erforderlich war, um den minimal notwendigen Druck für eine optimale Ein- und Ausspeicherung zu ermöglichen. Ist auch diese Arbeit getan, werden alle Anlagen zur Gasförderung und -lagerung abgebaut. "Die sind teilweise noch nicht einmal zehn Jahre alt", sagte Fördertechniker Edwin Cords beim Rundgang. "Bis vor Kurzem wurde hier kräftig investiert."

Statt Gas zu fördern und zu lagern, soll nun die Ölförderung auf das Doppelte hochgefahren werden. "20 000 Tonnen anstatt wie bisher 10 000 Tonnen Öl jährlich", erklärte Betriebsleiter Meyer. Bereits Ende Juli werde mit 15 Bohrungen begonnen. Dazu müsse kein neues Terrain in Anspruch genommen werden.

Die Ölförderung in den Vier- und Marschlanden blickt auf eine 77-jährige Tradition zurück. "In den besten Zeiten gab es hier 400 Bohrlöcher", sagte Cords. Damals wurden jährlich bis zu 400 000 Tonnen Öl aus dem Boden geholt. Heute fördert die GDF Suez aus vier Feldern Öl, die sich in Alt-Reitbrook, West-Reitbrook, Allermöhe und Sinstorf befinden. Das Öl wird mit Lkw abtransportiert und in einem Öltank in Wilhelmsburg gelagert, bevor es in einer Raffinerie weiterverarbeitet wird.