Von Thomas Heyen

Ochsenwerder.
Alvaro Leonardo Moreno hat beruflich ein neues Leben begonnen. Eine Krawatte trägt der frühere Geschäftsführer der ehemaligen SSB Spezialschiffbauwerft Oortkaten, die im Dezember 2013 Insolvenz anmeldete, nur noch selten. Denn Moreno, in Barmbek geborener Sohn chilenischer Eltern, hat eine neue Leidenschaft zum Beruf gemacht - das Fotografieren.

Der 46-Jährige, der elf Jahre in Allermöhe und Ochsenwerder gelebt hat und nun mit Frau und Sohn in Eimsbüttel wohnt, war im Jenischpark an der Elbchaussee mit seinem Hund spazieren: "Da sah ich eine Frau, die ganz entrückt wirkte. Sie fotografierte. Kurz darauf zeigte mir der Sohn eines meiner besten Freunde fantastische Fotos, die er geschossen hatte. Daraufhin kaufte ich mir eine digitale Spiegelreflexkamera", sagt Moreno.

Der frühere SSB-Geschäftsführer stellte seine Bilder in Fotoforen online und erntete viel Lob. Moreno hat sich inzwischen auf Porträts, Hochzeits-, Kinder- und Business-Fotografie spezialisiert, ist mit seinem 15 000 Euro teuren Profi-Equipment in Kitas ebenso unterwegs wie in privaten Unternehmen. Heute dokumentiert er einen Abiball am Wilhelmsburger Helmut-Schmidt-Gymnasium. "Bis zum Monatsende bin ich ausgebucht - und das nur durch Mundpropaganda", sagt der 46-Jährige.

Dass er einmal vom Fotografieren leben würde, hätte sich Moreno noch vor eineinhalb Jahren nicht träumen lassen. Denn der Hamburger mit südamerikanischem Einschlag ist studierter Technischer Betriebswirt und hat 20 Jahre in ganz anderen als künstlerischen Bereichen gearbeitet. Moreno: "Ich war unter anderem Kundendienstberater in einem Autohaus und Autoverkäufer bei einem Importeur. Ende der 90er-Jahre eröffnete ich an der Spaldingstraße den ersten Mobilcom-Handy-Shop in Deutschland."

Später installierte und vertrieb er ISDN-Telefonanlagen, gründete seine eigene Firma (sechs Mitarbeiter). Auch als Programmierer, Unternehmensberater und Interimsmanager verdiente Moreno sein Geld. "Nach der SSB-Pleite mussten wir jedoch kürzer treten und uns von der gemieteten Villa in Blankenese und dem E-Klasse-Mercedes verabschieden", sagt er.

Noch mehr zu schaffen machte Moreno aber, dass neben ihm auch die 13 weiteren Werftmitarbeiter ihren Job verloren: "Das war eine schlimme Zeit. Zum Glück haben fast alle wieder eine Anstellung gefunden."

Als Unternehmensberater ist er immer noch tätig, "aber nur noch stundenweise". Ab September will der ausgebildete Coach, Gesprächshypnotiseur und "Heilpraktiker Psychotherapie" auch Einzelpersonen bei Problemlösungen helfen. "Aber die Fotografie ist nun mein Steckenpferd Nummer eins - auch wenn meine Freunde das immer noch nicht fassen können."

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