Von Thomas Heyen

Bergedorf.
Am Mittleren Landweg sollen nicht zwei, sondern drei Flüchtlingsunterkünfte entstehen. Neben den dauerhaften Unterbringungen gegenüber vom Luxweg (324 Flüchtlinge) und neben Haus Nummer 170 (108 Flüchtlinge) ist nun auch der P+R-Parkplatz neben dem S-Bahnhof als Standort vorgesehen. Dort sollen 150 bis 160 Flüchtlinge - nach "Polizeirecht" unter Umgehung des bezirklichen Planungsrechts - sechs bis neun Monate leben. Die Container sollen "noch vor den Sommerferien" aufgestellt und im August bezogen werden, berichtet Bergedorfs Bezirksamtsleiter Arne Dornquast.

Etwa 40 Anwohner trafen sich im ETSV-Vereinsheim am Mittleren Landweg, um ihren Protest als "Bürgerinitiative Mittlerer Landweg" zu bündeln. Sie formulierten einen Brief an Dornquast. Im Auftrag der BI beantragt Sprecherin Fräncie Ruta darin eine Dezimierung der Zahl der Flüchtlinge.

Die Anwohner fühlen sich schlecht informiert und wollen etwa wissen, aus welchen Ländern die Flüchtlinge kommen, wie genau sie untergebracht werden und ob es ein "Sicherheitskonzept" gibt. "Es ist ein Unterschied, ob es sich um Familien handelt, die dem Tode entronnen sind, oder um Wirtschaftsflüchtlinge aus Afrika", sagt Bernd D. Der 49-Jährige möchte namentlich nicht genannt werden. Er sorgt sich bei einer "gefährlich großen Überzahl anderer Kulturen" um seinen Nachwuchs: "Wenn sich ständig Flüchtlinge am Bahnhof versammeln, lasse ich meine Töchter da nicht allein langgehen."

Bernd D. ärgert sich auch über die Wahl des dritten Standorts: "Wir haben hier jetzt schon zu wenig Parkplätze." Außerdem sei "ein Auffanglager direkt neben Schule und Kita" falsch platziert.

Die BI ist gegen ein "massives Auftreten" der Flüchtlinge, fürchtet die Entstehung eines "Ghettos" in "gewachsenen Strukturen", fordert eine "gemäßigte Integration" und will dies notfalls auf dem Klageweg durchsetzen. "Die sollten lieber im Zentrum Bergedorfs untergebracht werden", meinte ein Besucher der Versammlung. Er und seine Nachbarn haben Angst vor zerkratzten Autos, Müll, Umweltschäden, ständigen Polizei-Einsätzen und einem Wertverlust ihrer Grundstücke.

"Die Politik lässt die Flüchtlinge meist allein. Es reicht nicht, ihnen nur eine Bahnfahrkarte in die Hand zu drücken", sagte eine Anwohnerin. Ein Tischnachbar formulierte es einfacher: "Wir brauchen unsere Ruhe."

In Zollenspieker auf dem Sülzbrack soll die Zentrale Erstaufnahme (ZEA) im Herbst umgebaut werden und einer dauerhaften Folgeunterkunft weichen. Ende Oktober könnten die ersten Metallhäuser bezogen werden. In ihnen werden knapp 250 Menschen leben - vorerst für fünf Jahre. Von der Stadt nach weiteren möglichen Standorten gefragt, nannte Dornquast einen Parkplatz am Kleingartenverein Biberhof in Höhe Ochsenwerder Landstraße 179.