Von Lena Diekmann

Curslack.
Wenn die Störche ihren Nachwuchs präsentieren, dann stehen die Medienvertreter Schlange. Zig Kamerateams, Fotografen und Journalisten wollten gestern einen Blick in den Horst auf dem Hof Grundmann erhaschen. "Das haben wir von den Störchen gelernt. Ordentlich klappern gehört zum Handwerk", sagte Alexander Porschke, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Hamburg. Und so gesellte sich zum Presseaufgebot auch hoher Besuch: Bürgermeister Olaf Scholz folgte der Einladung des Nabu, um einen Blick auf den dreifachen Nachwuchs von "Rolf und Maria" zu werfen. Er erwies sich als Storchenfan: "Als Bürgermeister hat man viele Aufgaben. Aber diese übernehme ich besonders gern. Es ist immer wieder berührend zu sehen", sagte Olaf Scholz.

Da konnte ihm Hausherr Ingo Grundmann nur zustimmen: "Eine der schönsten Aufgaben, die wir hier auf dem Hof haben", sagt er. Vor allem in diesem Jahr, wo es wieder Nachwuchs gibt. In den vergangenen beiden Jahren war die Brut dem starken Regen im Frühjahr zum Opfer gefallen, die Küken ertranken und wurden von den Eltern aus dem Horst geworfen. Noch etwa zwei Wochen, dann werden die Jungen flügge. Schon jetzt flattern sie mit den Flügeln, trainieren die Muskeln für den weiten Flug gen Süden. In etwa vier Wochen hebt dann die "Curslack-Afrika-Airlines" wieder ab. Damit der Nachwuchs bis dahin auch genug Kraft hat, wird er von den Eltern kräftig gefüttert. Gut vier Kilo Nahrung, wie Würmer oder Mäuse, verschlingen die drei Schnäbel pro Tag. Im Horst ist es für die Familie Adebar bereits zu eng geworden: "Mama Maria" und "Papa Rolf" weichen zum Ausruhen auf das Dach der benachbarten Scheune aus.

Die drei Störche in Curslack gehören zu etwa 50 Jungtieren, die in diesem Jahr von 29 Paaren, und damit genau so vielen wie im vergangenen Jahr, in Hamburg ausgebrütet werden - davon 26 Paare in den Vier- und Marschlanden, drei weitere im Bezirk Harburg. Das sensationelle Brutergebnis von 2014, in dem 73 Jungstörche in Hamburg flügge wurden, wird damit längst nicht erreicht. Zwar ist Storchenvater" Jürgen Pelch enttäuscht vom diesjährigen Bruterfolg, doch es gäbe keinen Grund zur Sorge. Die geringere Anzahl lässt sich auf natürliche Ursachen zurückführen: Viele Störche kamen erst spät aus dem Winterquartier zurück und hatten somit weniger Zeit, für Nachwuchs zu sorgen. Ein sehr trockenes Frühjahr und kalte Nächte bis in den Mai hinein sorgten für ein geringeres Futterangebot, so Pelch. "Die Hamburger Storchenpopulation zeigt sich aber stabil", sagte er.

Bürgermeister Olaf Scholz freut sich über den stabilen Bestand: "Es ist etwas Besonderes, dass eine Millionenstadt Störchen einen Lebensraum bieten kann." Es sei wichtig, die günstigen Voraussetzungen zu erhalten: "Bei der Anzahl ausgewiesener Naturschutzgebiete sind wir ganz vorne in Deutschland." Damit auch die Erzeugung erneuerbaren Energien gelingt, ohne den Weißstorch und die anderen Arten zu gefährden, arbeite die Stadt mit dem Nabu eng zusammen.

* Das Treiben im Horst kann nun rund um die Uhr im Internet beobachtet werden. Unter