Von Wiebke Schwirten

Allermöhe.
Die Einsatzzahlen sprechen eine deutliche Sprache: Erneut ist die Arbeitsbelastung für die Freiwilligen Feuerwehren im Bereich Marschlande gestiegen. Die Bilanz für 2014 weist 554 Einsätze der neun Wehren aus - 2013 waren es noch 539, im Jahr davor 515.

Dabei haben die Technische-Hilfe-Einsätze sogar abgenommen (65 im Vergleich zu 150 im Jahr 2013). Zugenommen haben aber wieder die Feuer-Alarmierungen (94 zu 78 im Jahr 2013). Hier musste besonders die FF Allermöhe häufig ausrücken (32 von 41 Einsätzen). Gestiegen ist zudem die Zahl der Erstversorgungen: 395 mal rückten die Marschländer Kameraden hier im vergangenen Jahr aus, 2013 war dies 311 mal der Fall. Den Löwenanteil dieser Einsätze fahren die Freiwilligen Wehren Hohendeich (102 von insgesamt 124) und Neudorf (105 von 112) gefolgt von Spadenland (79 von 91) und Fünfhausen (73 von 85). Hier schlagen besonders die Sommermonate zu Buche und der nahe Campingplatz/Badesee mit einer vergleichsweise hohen Zahl an Hilfebedürftigen/Erkrankten.

Sebastian Struss (36), Bereichsführer Marschlande, ist mit dem Engagement der insgesamt 240 Kameraden sehr zufrieden. Kritisch betrachtet er allerdings, dass sich trotz steigender Belastungen die Rahmenbedingungen nicht ändern - und das bereits seit Jahren. So sind die Wehren Billwerder und Moorfleet weiterhin wegen Personalmangels tagsüber nicht einsetzbar, fehlt es insgesamt an Nachrückern in der Einsatzabteilung.

"Dabei ist die Nachwuchsarbeit der Marschländer Feuerwehren hervorragend", lobt der 36-Jährige. Sowohl in Billwerder, Moorfleet, Neudorf, Fünfhausen und Hohendeich sind die Jugendwehren hoch motiviert, nehmen Mädchen und Jungen erfolgreich an Wettbewerben teil. "Auch Inklusion und Integration von Migranten wird bei der Jugendwehr erfolgreich praktiziert", sagt Sebastian Struss. Die FF Hohendeich hat seit 2013 sogar eine Minifeuerwehr.

Doch wenn der bestens ausgebildete Nachwuchs alt genug für die Einsatzabteilung ist, dann zieht es ihn häufig raus aus den Marschlanden - im wahrsten Sinn des Wortes. "Denn für sie ist hier kein erschwinglicher Wohnraum zu finden", sagt Sebastian Struss. Wer aber nicht im Einsatzgebiet wohnt, kann nicht Mitglied der Wehr sein. Hier appelliert der Bereichsführer erneut an die Politik, sich verstärkt für den Bau von entsprechend bezahlbaren Wohnungen in den Marschlanden stark zu machen.

Noch haben die Marschländer Wehren das Glück, dass viele der Mitglieder Selbstständige sind und bei Alarmierungen flexibel reagieren können. "Allerdings steigt auch bei Gärtnern der Druck, Arbeiten zu bestimmten Zeiten erledigen zu müssen", sagt Sebastian Struss. Zudem werde ihre Zahl stetig kleiner. Zwar freue er sich über die langjährige Treue der Kameraden, die sich auch in der großen Zahl an Dienstjubiläen (25 und 40 Jahre) widerspiegele.

Doch die Lücke ist absehbar, die entstehen wird, wenn diese Engagierten in den nächsten Jahren in die Ehrenabteilung wechseln. Neben Dialog- und Unterstützungsbereitschaft auf regionaler Ebene wünscht sich der Bereichsführer auch Hilfe "von oben". "Wir benötigen eine hauptamtliche Stelle im Management, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit, Kampagnen und neue Medien kümmert. Wir müssen noch präsenter sein und für uns werben - da muss auch einmal oben Geld in den Topf getan werden", sagt Sebastian Struss.