Spadenland
(hy).
Gleich zu Beginn der Deichschutz-Übung der Bundeswehr in den Marschlanden gab es eine Panne mit dem neuen Transporthubschrauber NH 90, über den die Bundeswehr erst seit zwei Jahren verfügt: Das Transportnetz, in das Sandsäcke geladen werden sollten, ließ sich nicht ausklinken - ein Fehler in der Elektronik. Der Hubschrauber musste erst landen, ausgestellt und neu gestartet werden, um wieder einsatzbereit zu sein. Die Beobachter aus Berlin, die die erste Lastentransport-Übung mit dem knapp sechseinhalb Tonnen schweren und 20 Meter langen Fluggerät verfolgten, dürften - zumindest vom Auftakt - keinen guten Eindruck gewonnen haben.

40 Soldaten der Reserve probten gestern und auch heute den Ernstfall. Sie schafften mit zwei Hubschraubern, darunter auch ein Bell UH 1D, 1820 Sandsäcke aus dem Depot am Ruschorter Hauptdeich nach Kaltehofe, erhöhten einen Abschnitt des Kaltehofe-Hauptdeichs um 50 Zentimeter und flogen die Sandsäcke zurück. Außerdem übten sie die Rettung von Menschen aus dem Wasser.

Bei einer schweren Sturmflut, die Hamburgs Deiche beschädigen könnte, wären die 84 Reservisten "nicht in der ersten Welle", wie es Michael Setzer, Kommandeur des Landeskommandos Hamburg, ausdrückt. "Bei einem Deichbruch in den Vierlanden wären etwa 300 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks innerhalb kürzester Zeit am Deich", sagt Christian Fröhling, im Bergedorfer Bezirksamt für den Katastrophenschutz zuständig. Etwa 80 Helfer setzen sich bereits in Bewegung, sobald der Wasserstand der Elbe 5,50 Meter über Normalnull übersteigt - vorsichtshalber.

Koordiniert werden die Einsätze von einem Zentralen Katastrophendienststab in der Innenbehörde, der in engem Kontakt mit den regionalen Katastrophendienststäben der Bezirke steht. In den Depots am Kampweg, Ruschorter Hauptdeich und unter der Norderelbbrücke lagern Zehntausende Sandsäcke, jeweils 16 bis 20 Kilogramm schwer. In ganz Hamburg liegen 220 000 Sandsäcke bereit - und 200 000 ungefüllte.

Deichverteidigungseinsätze der Bundeswehr werden von einem Lagezentrum in Berlin aus koordiniert. Dort werden die Pegelstände sämtlicher europäischen Flüsse stets genau beobachtet, um sich rechtzeitig auf Katastrophen einstellen zu können.