Kirchwerder. Der Buntspecht ist einer der vielen Brutvögel, die jetzt ihren Nachwuchs füttern.

Kirchwerder. Der Buntspecht ist einer der vielen Brutvögel, die jetzt ihren Nachwuchs füttern.
Dieses Frühjahr brachte wenige warme Tage, es gab Kälteeinbrüche und Regen. Einige Vogeleltern verloren ihren ersten Wurf. Die Brut, die überlebte, ist mächtig hungrig.

Der Ornithologe und Verhaltensforscher Professor Dr. Peter Berthold aus Radolfzell plädiert für eine ganzjährige Fütterung der Gartenvögel. Er weist darauf hin, dass es den Singvögeln inzwischen sehr an Insekten mangelt. Monokulturen sind für den Bestand unserer Vögel nachteilig, da in den mit Pestiziden behandelten Feldern wenige Insekten leben und auch ein Nestbau kaum möglich ist.

Darüber hinaus sterben unzählige Zugvögel auf ihrer Wanderung durch Wilderei. Selbst in vielen Ländern Europas - darunter Frankreich und Malta - werden Singvögel gefangen und verspeist. Gegner, die ganzjährige Zusatzfütterung ablehnen, berufen sich auf die konservative Einstellung, dass Vogeleltern ihren Nachwuchs mit den vorhandenen Insekten ernähren sollten. Sicherlich wäre das die biologisch natürliche Entwicklung. Jedoch ist in manchen Regionen eine deutliche Veränderung in der Landschaft und dem Vogelbestand erkennbar, es mangelt an Nahrung.

Anwohner haben in dieser Jahreszeit besondere Freude, die Vogeleltern bei der Aufzucht der Jungvögel zu beobachten. Es kann nicht schaden, besonders in der Brutzeit, Futter für die Vögel bereitzustellen, insbesondere wenn zu erkennen ist, wie gern solch eine Fütterung angenommen wird.

Ein Buntspechtpaar in Kirchwerder hat in einer Baumhöhle vier bis sieben Eier ausgebrütet. Nun sind die Vogeleltern emsig beschäftigt, die Jungspechte drei bis vier Wochen lang zu füttern, bis sie flügge sind. Das Buntspechtpaar nimmt das Angebot der Zusatzfütterung regelmäßig wahr, und in ein paar Tagen ist es so weit, dass der Nachwuchs brav folgt und sich zunächst von den Eltern direkt am Futterhäuschen füttern lässt, bis die Jungen selbst an das Futter gehen, etwa an Haferflocken, die mit Sonnenblumenöl angereichert sind.

Die Autorin ist Biologin und lebt in Kirchwerder.