Von Thomas Heyen

Allermöhe.
Das Verfahren, Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zu spalten, ist rund 150 Jahre alt. Doch noch nie konnte dieser Vorgang, die sogenannte Elektrolyse, so effektiv betrieben werden wie in der weltweit einmaligen "Power to gas"-Forschungsanlage am Allermöher Deich 449. Dort wurde vor wenigen Tagen das Herzstück der Anlage angeliefert - ein Elektrolyse-Stack. Die Anlage hat den Umfang einer großen Waschmaschine. Trotz ihrer geringen Größe ist sie "die weltweit effizienteste Anlage dieser Art", sagt Projektleiter Thomas Brauer.

Der in Kanada und Gladbeck entwickelte Elektrolyse-Stack, ein Unikat, kann stündlich ein Megawatt Strom in 265 Kubikmeter Wasserstoff umwandeln. Brauer geht davon aus, dass der Allermöher Stack "Weltstandard" wird. Die bisher entwickelten Alkali-Stacks sind 30-mal größer als die "Wunderanlage" in Allermöhe. Sie arbeitet zudem ohne Chlor und Alkali-Stoffe.

Doch derzeit wird die Anlage noch von HanseWerk (ehemals E.on Hanse) im Verbund mit diversen Forschern entwickelt. Am 30. Juni soll sie in den regulären Betrieb gehen, zunächst für ein Jahr. Die Entwicklungs- und Baukosten betragen 13,5 Millionen Euro.

Mittels des Elektrolyse-Stacks soll überschüssiger Windstrom in Gas verwandelt werden. Der Wasserstoff aus dem Stack kann ins bestehende Gasnetz eingespeist und Hunderte Kilometer weit transportiert werden.

Denn mit dem Projekt sollen zwei Grundprobleme der Energiewende gelöst werden: Der Transport von Energie aus dem windreichen Norden in den Süden und die Speicherung überschüssiger Energie in großen Mengen. Das bestehende, 400 000 Kilometer lange Gas-Hochdrucknetz in Deutschland wird so zu einem riesigen Grünstrom-Akku, in dem der Wasserstoff dem Gas im Verhältnis zwei zu 98 beigemischt wird. So ein Akku wird dringend benötigt, denn "im Stromnetz gibt es praktisch keine Speichermöglichkeiten", sagt Brauer.

Probeläufe verliefen ohne Probleme

Wochenlange Probeläufe mit dem Elektrolyse-Stack in Gladbeck verliefen ohne Probleme. Auch nach dem Aufbau in Allermöhe wurde mit der Anlage erfolgreich Wasser gespalten. Viel mehr Platz als der Stack an sich benötigen die großen Gleichrichter, die sich im Container neben der Anlage befinden. Sie machen aus dem eingespeisten Wechselstrom Gleichstrom, der in den Stack fließt.

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