Neuengamme (ld). “Viele Polen sind hier gestorben. Schade, dass es nicht mehr in polnischer Sprache gibt“, lautet ein Eintrag auf der Besucherwand in der Cafeteria der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

Neuengamme (ld). "Viele Polen sind hier gestorben. Schade, dass es nicht mehr in polnischer Sprache gibt", lautet ein Eintrag auf der Besucherwand in der Cafeteria der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
Ein kritischer Hinweis unter den sonst so positiven Einträgen zur Arbeit der Gedenkstätte. Doch nicht nur dem einzelnen Besucher scheint aufgefallen zu sein, dass in der Gedenkstätte am Jean-Dolidier-Weg wenig Informationsmaterial auf Polnisch und Russisch zur Verfügung steht. Auch den Teilnehmern des 13. Parlamentsforums Südliche Ostsee ist dies während einer Führung über das Gelände bewusst geworden, wie aus einer Senatsanfrage der CDU-Abgeordneten Carsten Ovens und Dietrich Wersich hervorgeht.

Da von den über 100 000 Gefangenen, die bis 1945 in Neuengamme inhaftiert waren, die Polen mit geschätzten 15 700 Personen nach den Häftlingen aus der ehemaligen Sowjetunion mit geschätzten 23 000 Personen die zweitgrößte Gruppe darstellten, stellen die beiden Politiker die Frage, ob es sich lohne, die auf dem Gelände befindlichen Ausschilderungen um die polnische und die russische Sprache zu erweitern.

Allerdings scheinen die Informationen gar nicht so stark nachgefragt zu sein, wie es auf den ersten Blick scheint: Zwar werden die Herkunftsländer der Besucher, deren Anzahl stetig steigt - 2010 waren es 74 572, im Jahr 2014 bereits 94 594 - nicht generell bei der Anmeldung erfasst.

Im Internet können jedoch Führungen in zwölf verschiedenen Sprachen gebucht werden. Auch Polnisch und Russisch sind in dem Angebot vorhanden, werden jedoch nur wenig nachgefragt: So gab es in den vergangenen fünf Jahren mit Abstand die meisten fremdsprachigen Führungen, pro Jahr etwa 70, in englischer Sprache, gefolgt von Französisch und Spanisch. Während die Nachfrage nach Führungen in Russisch steigt, in 2012 waren es drei, in 2014 insgesamt neun Führungen, ist die Nachrage nach Rundgängen in Polnisch gering. In 2012 und 2013 gab es keine einzige Führung, im vergangenen Jahr nur eine Führung mit 20 Teilnehmern.

Der Rundweg mit 60 Infotafeln ist neben Deutsch, Englisch und Französisch auch auf Russisch beschriftet. Kurzinfoblätter und weitere Tafeln gibt es in fünf weiteren Sprachen - darunter Polnisch. Den neuen Flyer, der derzeit in Vorbereitung ist, wird es in zehn Sprachen, darunter auch Polnisch und Russisch, geben.