Von Wiebke Schwirten

Zollenspieker/Nepal.
Aus den Schlagzeilen ist es weitgehend verschwunden - das verheerende Erdbeben, das Ende April im Himalaya gewaltige Zerstörungen anrichtete und Tausende Todesopfer forderte. Doch die Not ist dort noch immer groß. Seit gut zwei Wochen ist Gunther Niemann (63) in dem Erdbebengebiet. Der Kulturmanager vom Zollenspieker Fährhaus kennt den Himalaya von vielen Reisen. Jetzt nutzt er seinen Urlaub, um den Menschen dort zu helfen.

Gemeinsam mit nepalesischen Freunden hat Gunther Niemann mehrfach Dörfer im Gorkha-Distrikt besucht. Es ist schwül, 35 Grad heiß, heftige Monsunregen prasseln vom Himmel. "Shiva und ich waren erneut in Simjung", berichtet Gunther Niemann jetzt per E-Mail. Über schlechte Wege holperte ihr Bus, dann ging es stundenlang zu Fuß weiter. Sie haben Moskitonetze dabei und Medikamente. "3,5 Stunden habe ich Sprechstunde abgehalten", erzählt Niemann. Er unterstützt den Distriktsarzt, der völlig überlastet ist. Niemann hilft, Schmerzen, Durchfall und Fieber zu lindern, desinfiziert und verbindet offene Wunden. Immer wieder mahnt er die Menschen, auch Pausen einzulegen. "Mindestens so wichtig wie die Medikamente sind Zuhören und tröstende Worte. Oftmals halten sie ihre Trauer erst mal zurück", sagt Niemann. Auf Nachfragen höre er Erschütterndes. Etwa: "Das Kind auf meinem Arm ist das einzige von dreien, das überlebt hat"; oder: "Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, mein Haus ist zerstört, wir wohnen im Zelt und haben nichts mehr."

Dem Desaster zum Trotz wurde "Nepal und mir" (Niemann) ein Konzert gegeben. Zwei Stunden schufen Kinder und Erwachsene mit Musik eine großartige Stimmung, die viel über die Herzlichkeit der Menschen aussagt.

Denn ihr Leben in den Trümmern ist hart. Gekocht wird am Boden hockend über offenem Feuer. "Doch Vorräte liegen unter Trümmern oder sind aufgebraucht", sagt Niemann. So sind seine Reis-, Soja- und Milchspenden höchst willkommen. Zudem unterstützt er eine Schule und die Aufräumarbeiten.

"Ich bedanke mich von ganzem Herzen bei allen Spendern", sagt Niemann und verspricht: "Jeder Euro wird sinnvoll und direkt für die Menschen verwendet."