Neuengamme
(hy).
Hans-Joachim Burkhardt (64) beendet demnächst seine Ausbildung zum Prädikanten in der Kirchengemeinde Neuengamme. Er wird am Pfingstmontag gemeinsam mit Pastorin Doris Spinger den Gottesdienst gestalten. "Darin wird es unter anderem um Themen wie Aufgeben, Ehrgeiz und Durchhalten gehen", sagt Burkhardt, der genau weiß, wovon er spricht. Denn der Neuengammer verbringt seine Freizeit am liebsten auf dem Rennrad - und das bereits seit 43 Jahren. Deswegen gehört er auch zu dem Team der Kirchengemeinde, das den "Rago", Kurzform für Radsportgottesdienst, organisiert.

Der vierte "Rago" an der Feldstegel beginnt um 11 Uhr und endet gegen 12 Uhr. Um 12.15 Uhr werden sich zahlreiche Besucher auf die Sattel ihrer Drahtesel schwingen. Sie haben die Wahl zwischen drei Touren, die Burkhardt entwickelt hat. "Der Klassiker" ist 50 Kilometer lang und führt durch zehn Dörfer über Grünhof-Tesperhude, Gülzow, Worth, Fahrendorf und Borghorst. 30 Kilometer lang ist "Die Mittlere - einmal Hohenhorn und zurück". Beliebt bei Familien mit Kindern ist "Die Kleine" (15 Kilometer), die bis zum Kreisel Borghorst und zurück zum Gemeindehaus führt.

Dort treffen sich die Radfahrer um 14 Uhr zu einem gemütlichen Beisammensein. "Für die Gottesdienstbesucher, die nicht Rad fahren, stehen Kaffee und Kuchen schon direkt nach dem 'Rago' bereit", sagt Burkhardt. Er rechnet mit 160 Besuchern, von denen zwei Drittel auch aufs Rad steigen.

Er ruft die Rennradfahrer unter den Teilnehmern dazu auf, mit ihren Rad-Oldtimern und in alten Outfits zu erscheinen. Burkhardt: "Ich besitze beispielsweise noch einen Sturzring aus Leder, der in den 70er-Jahren statt eines Helms getragen wurde, spezielle Rennradschuhe und Wollklamotten, ebenfalls aus den 70er-Jahren."

Der 64-Jährige wird selbst keine der drei Touren fahren - jedenfalls nicht direkt nach dem Gottesdienst. "Ich gehöre ja zum Organisations-Team, bleibe deshalb im Gemeindehaus", sagt er. Allerdings wird der Berufsberater der Hamburger Jugendberufsagentur, der nun in den Ruhestand geht, die Touren direkt vor dem Gottesdienst fahren, um rund 100 Wegweiser für die Radfahrer aufzustellen. "Das muss kurz vor dem Start passieren, weil sonst Wegweiser von Spaßvögeln entfernt werden könnten. Dann sind die 'Rago'-Fahrer im Zweifelsfall angeschmiert." Nach dem gemütlichen Beisammensein macht er sich erneut auf - um die Schilder wieder einzusammeln.

Mit den langen Touren hat Burkhardt keine Probleme. Er ist fast täglich mit einem Rennrad oder Cityrad unterwegs, fährt auch auf zwei Rädern in die Hamburger Innenstadt. Rund 13 000 Kilometer erradelt der Neuengammer pro Jahr.