Von Thomas Heyen und Wiebke Schwirten

Kirchwerder.
Seit knapp einem halben Jahr ist der große Rewe-Markt am Süderquerweg in Betrieb. Die Erwartungen waren auf der einen Seite groß, die Sorgen auf der anderen ebenso. Hat sich Rewe auf dem Spieker "akklimatisiert"? Wie geht es den Einzelhändlern in der Nähe?

"Wir sind mit der bisherigen Bilanz zufrieden", sagt Daniela Beckmann, Pressesprecherin Rewe-Nord. Konkrete Zahlen würden aber grundsätzlich nicht herausgegeben. Viel Lob bekommt Marktleiter Alexander Klaus, der das Unternehmen sehr gut führe. In der Bevölkerung werden besonders die langen Öffnungszeiten (montags bis sonnabends 7 bis 21.30 Uhr) positiv vermerkt.

Etwa 22 000 Artikel hat Rewe am Süderquerweg im Sortiment, 160 Parkplätze vor der Haustür. Allerdings finden sich kaum lokale oder regionale Produkte in den Regalen, wirkt der Parkplatz nicht ausgelastet. "Wir nehmen sehr gern lokale Produkte mit auf", sagt Daniela Beckmann. Anders als häufig angenommen, könne zum Beispiel ein lokal produzierter Honig nur im Regal eines einzelnen Marktes stehen. Imker müssen also keine Unmengen anbieten, nicht alle Rewe-Märkte beliefern. Auch die Preise dürften wie im Hofladen gestaltet werden, "sie machen also kein Minusgeschäft", so Beckmann. Voraussetzung ist allerdings eine QS-Zertifizierung (Qualität und Sicherheit) - Rewe sei dabei gern behilflich.

Was die leeren Parkplätze angeht, schaut Beckmann optimistisch in die Zukunft. So werde sich sicher etwas daran ändern, wenn sich in Sachen Gebäude-Leerstand etwas tue. Allerdings scheint noch immer nicht klar, was neben Volksbank, Wohnungen und Ärzten an den Süderquerweg kommen soll. Im Internet wurde bereits zum 1. Mai nach Kräften für einen DM-Markt gesucht, der bisher allerdings nicht eröffnet hat. Wer den Parkplatz schon jetzt mit Aktionen für das Gemeinwohl nutzen möchte, beispielsweise einen Nachbarschaftsflohmarkt organisieren möchte, kann sich mit seiner Idee an den Marktleiter Alexander Klaus wenden (Telefon (040) 65 04 70 96).

Die umliegenden Einzelhändler bekommen die Konkurrenz durch Rewe deutlich zu spüren: Claus Bahn hat in seinem Edeka-Frischemarkt am Kirchenheerweg/Zollenspieker Hauptdeich nach Umsatzeinbußen von rund 20 Prozent das Sortiment umgestellt. "Wir bieten nun kein Frischfleisch mehr an", sagt Claus Bahn. In Bereichen wie Konserven und Getränke wird er die Auswahl reduzieren. Bahn: "Wir müssen nicht jede Sorte Erbsen anbieten." Sein Problem: Ware, die nicht schnell verkauft wird, benötigt wertvollen Lagerplatz, die Verfallsdaten laufen irgendwann ab. Bahn will nun mehr das Bäckerhandwerk betonen, sein erstes und eigentliches Standbein.

Harald Eggert, Betreiber des Edeka-Marktes in Fünfhausen, ist froh über die knapp acht Kilometer Abstand zum Rewe-Markt. "Unsere Einbußen sind moderat", sagt er und fügt hinzu: "Aber für kleinere Märkte ist es generell schwierig, gegen die großen Einkaufszentren anzukommen." Zum Glück gebe es Umsatz-Schwankungen, "weil viele Menschen dort einkaufen, wo sie gerade unterwegs sind", sagt Eggert.

Eine Mitarbeiterin des Edeka-Marktes von Anja Stoof am Süderquerweg 348 musste wegen drastisch gesunkenen Umsatzes zum 1. Februar gehen. "Zum Glück sinkt der Umsatz nicht weiter, hat sich das Minus bei zehn bis 15 Prozent eingependelt", sagt Anja Stoof. Viele Kunden seien zurückgekommen. "Die wissen unser frisches Obst, Fleisch und Gemüse zu schätzen, das wir aufgrund häufiger Bestellungen kleiner Mengen vorhalten können." Froh ist die Kauffrau über ihren Partyservice (belegte Brote und warme Speisen): "Der hat sich - nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda gut entwickelt."