Bergedorf
(bb).
Mit dieser Reaktion hatten weder Bezirksamtsleiter Arne Dornquast noch Bergedorfs Bereichsleiter von "fördern & wohnen" Till Kobusch gerechnet. Als sie am Montagabend vor etwa 250 Menschen im Haus im Park traten, um über die derzeit entstehende Flüchtlingsunterkunft an der Brookkehre zu informieren, befürchteten sie Kritik und Widerstand. Doch es schlug ihnen eine Welle an Wohlwollen und Unterstützung entgegen.

Gleich zu Beginn des Infoabends verkündete Dornquast drei Entscheidungen aus der Senatskommission für Stadtentwicklung und Wohnen. Die Wichtigste: An der Brookkehre wird es kein zweites Containerdorf mit einst 250 geplanten Plätzen geben (wir berichteten). Stattdessen sollen dort in etwa zwei Jahren feste Wohnungen stehen, in die ebenfalls Flüchtlingen einziehen sollen. Des Weiteren wird das derzeit entstehende Containerdorf um ein Modulhaus mit etwa 50 Plätzen auf 430 Plätze erweitert. Die dritte Nachricht: "Es wird in Bergedorf keine Maßnahmen nach Polizeirecht mehr geben", betonte Dornquast. Diese Form der Beschlagnahmung öffentlicher Plätze für Containerdörfer ist die Grundlage der Unterkünfte in Zollenspieker und Bergedorf-West.

Für die Zuhörer wurden diese Entscheidungen fast nur Nebensache. Zwar kritisierte eine Bergedorferin die Entscheidung gegen das zweite Containerdorf, zumal in Hamburg händeringend nach Standorten gesucht werde. Doch primär ging es den Bergedorfern um die Flüchtlinge selbst und Möglichkeiten, ihnen zu helfen. Kritische Fragen wurden nur wenige laut.

Gibt es die Möglichkeit einer Begehung der Unterkunft Brookkehre, bevor die Flüchtlinge eintreffen?

Kobusch:

Wir müssen prüfen, ob wir das zeitlich schaffen, wollen es aber versuchen. Ab 6. Mai werden die Unterkünfte möbliert, die Außenanlagen hergerichtet. Am Dienstag nach Pfingsten sollen die ersten Flüchtlinge dann einziehen. Wir rechnen mit etwa 60 bis 80 Personen pro Woche.

Wo werden die Kinder zur Schule gehen?

Kobusch:

Wir wissen zwar noch nicht, ob und wie viele schulpflichtige Kinder kommen werden, aber wir haben bereits mit der Schule Ernst-Henning-Straße Kontakt aufgenommen. Sobald wir mehr über die Belegung wissen, gehen wir das Thema an. Wir greifen aber auch auf andere Schulen zurück.

Welche Flüchtlinge kommen?

Kobusch:

Genau wissen wir das nicht. Wir erwarten viele Syrer sowie Afghanen, Iraner und Iraker, auch Menschen aus dem westlichen Balkan.

Wie ist die medizinische Versorgung der Flüchtlinge?

Kobusch:

Es werden vier sogenannte Unterkunftsmanager sowie zwei Mitarbeiter für den technischen Dienst vor Ort sein. Sie sind Ansprechpartner für alle Themen wie auch die Gesundheit. Wird Hilfe benötigt, aktivieren die Kollegen Hamburgs Hilfesystem, vermitteln die Flüchtlinge an die richtigen Stellen.

Wie lange sind die Betreuer täglich vor Ort?

Kobusch:

Die Präsenzzeit der Mitarbeiter ist von 7.30 bis 16 Uhr. Davor und danach gibt es eine Rufbereitschaft. Wenn es Probleme geben sollte, kann man sich an die Leitung der Unterkunft wenden oder direkt an mich (Anm. d. Redakion: Telefon 428 35 32 35).

Wie und mit welchen Sachspenden kann man helfen?

Brigitte Knees, Verein Bergedorfer für Völkerverständigung:

An Sachspenden ist Kleidung für Kinder am sinnvollsten. Am meisten Unterstützung brauchen wir aber bei der Begleitung von Flüchtlingen zu Behörden. Da fehlen Ehrenamtliche. Ein Planungstreffen ist für 1. Juli um 20 Uhr in der Kirche St. Michael geplant.

Wann kommt endlich die bezirkliche Kleiderkammer?

Birgit Haustein, Sozialraummanagerin:

Das ist derzeit eine unserer wichtigsten Aufgaben. Bislang war die Suche nach einem geeigneten Standort erfolglos.

Wie lange sollen die Container stehen bleiben?

Arne Dornquast:

Wir werden uns da zeitlich nicht festlegen.

Stehen die hohen Kosten und die womöglich kurze Nutzung der Unterkünfte in einem vernünftigen Verhältnis?

Dornquast:

Nach dem Königsteiner Schlüssel muss Hamburg 2,55 Prozent aller Flüchtlinge in Deutschland unterbringen. Dieses Jahr werden dafür 10 000 neue Plätze geschaffen. Im Moment haben Kosten daher keine Priorität.